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| | | | Musik und PropagandaDer Erste Weltkrieg im Spiegel deutscher Bildpostkarten epOs-Music,, 2. Auflage, 280 Seiten, mit zahlreichen farbigen Abbildungen Band 14 in der Reihe "Beiträge zur Medienästhetik der Musik"
hrsg. von Rolf Großmann und Hartmuth Kinzler Osnabrück (2014) 2016 ISBN 978-3-940255-63-1 (Buch)ISBN 978-3-940255-52-5 (CD-ROM) | |
Rainer Traub / Christoph Gunkel:
Propaganda-Postkarten im Ersten Weltkrieg - Singend in den Tod
SPIEGEL ONLINE vom 07.04.2015 http://www.spiegel.de/einestages/bildpostkarten-im-ersten-weltkrieg-a-1026685.html
Ulrich Teske: Rezension in Kunst + Unterricht 383|2014
Der Erste Weltkrieg war auch ein Krieg der Propaganda. Die Bildpostkarte, millionenfaches Medium der Kommunikation zwischen Front und Heimat, transportierte einerseits die persönliche Mitteilung und andererseits die Bildbotschaft. Oft stammten die Textfragmente aus populären Liedern, die im kollektiven Musik Gedächtnis der Zeit verankert waren. Der Leser der Zeile "der Gott, der Eisen wachsen ließ" konnte in Erinnerung der Arndt´schen Liedverse Patriotisches mobilisieren. Musik ist ein kollektives Phänomen. Sabine Giesbrecht zeigt ein reich illustriertes Panorama der gefährlichen Schnittstelle zwischen trivialer Musik und Kriegspraxis – eine Propaganda, die auch vor populären Klassikern nicht Halt machte. Schnörkelfreier Text, reiches Bildmaterial – selbst in der Ikonographie ist die Autorin auf der Höhe.
Empfehlung der Zeitschrift nmz 7-8/2014, S. 15
In Millionenauflagen verbreitet, schufen Musikpostkarten eine besondere emotionale Brücke zwischen Front und Heimat. Das Spektrum, das in dem aufschlussreichen Band auf Grundlage des digitalisierten Bildpostkartenarchivs an der Universität Osnabrück (www.bildpostkarten.uni-osnabrueck.de) erstmals systematisch dargestellt wird, reicht von Liedinhalten aus dem Soldatenleben bis zu Propagandakarten agitatorischen Charakters.
Manfred Heidler: Rezension in der Zeitschrift Musik bewegt, No. 4, Juli/August 2014, S. 16
Bildpostkarten sind im Umfeld des Ersten Weltkriegs in unzähligen Variationen und Themenblocks publiziert worden und erfreuten sich einer anscheinend großen Beliebtheit, stellten diese massenhaft produzierten Druckwerke doch die eigentliche Verbindung zwischen Front und Heimat für Soldaten her. Sabine Giesbrecht ist es zu verdanken, dass diese besonderen Quellen, die oftmals durch wissenschaftsferne Sammelleidenschaft überliefert und somit gesichert wurden, nun musik- und kulturwissenschaftlich erforscht und erschlossen werden. Die Autorin richtet den Fokus ihrer Betrachtung auf die Bild-Text-Kompositionen der gewählten Beispiele, die aufgrund ihrer plastischen Beschreibung greifbare und belastbare Argumentationen über Sinn und Zweck der massenhaft produzierten Bildpostkarten ermöglichen. In fünf Kapiteln umreißt sie dabei sowohl kultur-, sozial-, politik-, gesellschafts- und musikwissenschaftliche Fragestellungen. Ihre lesenswerten Kommentare eröffnen dem interessierten Leser eigene Fragestellungen.
Isabel Lippitz: Bericht und Rezension in der Siegener Zeitung, Samstag, 24. Mai 2014
PDF-Datei
Freia Hoffmann: Rezension in info-netz-musik vom 14. 11. 2014
Schon lange hat mich kein Buch mehr so fasziniert wie dieses: Allein das Material, Musikpostkarten mit ihrer mehrdimensionalen Botschaft von Text, Abbildung, Symbolik und Klang, ist ein Glücksfall für kulturgeschichtliche Analysen und eröffnet Einblicke in eine dramatische Welt von Kriegsgeschehen, persönlichen und kollektiven Extremerfahrungen, Propaganda und nationaler Selbstvergewisserung. Was das Buch aber vor allem prägt, ist seine Autorin, die das Material überaus kenntnisreich anordnet, analysiert und bewertet – in einer flüssigen, präzisen und dennoch anschaulichen Sprache, in einer guten Verbindung von politischer Analyse und einfühlsamer Nachzeichnung der Nöte und Bedürfnisse derjenigen, die den Krieg an der Front oder in der Heimat erlebten.
Die Bildpostkarten, die in erstaunlich guter Druckqualität und geradezu virtuoser Seitengestaltung in den Text eingefügt sind, werden ergänzt durch Auszüge aus Briefen und zeitgenössischen Publikationen. Die vollständige Rezension in info-netz-musik:
"Sabine Giesbrecht: Musik und Propaganda"
Manfred Heidler in Militärgeschichtliche Zeitschrift, MGZ 73 (2014), S. 526-528
(...) In ihrem Buch hat Giesbrecht ihre Art des wissenschaftlich-analytischen Umganges mit ihrem Forschungsgegenstand "Bildpostkarte" lesenswert und mit hohem Informationsgehalt eingehend beschrieben. Die "Macht der Bilder" hat gerade die heutige Wahrnehmung des Ersten Weltkrieges beeinflusst. Feldpostkarten und vor allem jene mit speziellen Musikbeiträgen (Musikpostkarten) wurden dabei zumeist als Beiwerk betrachtet, als Primärquelle von der Wissenschaft jedoch nicht besonders erforscht. Dieser Verdienst kommt nun der Autorin zu, indem sie dazu eingängige Forschungsfragen gegenüber diesen besonderen Quellen menschlicher Kommunikation zwischen Front und Heimat, die zumeist von Soldaten und deren Angehörigen verwendet wurden, formuliert. Sie fragt nach der grundsätzlichen Funktion dieser besonderen Musikkarten in militärischen Kontexten, hinterfragt die Bedeutung von Musikzitaten und Bildkompositionen, nimmt sich der Bildsprache musizierender und singender Soldaten als kommunikative Charaktere zwischen Front und Heimat an, betrachtet den Realitätsbezug dieser eigentümlichen Bilderfolgen auch aus den Schützengräben und versucht somit Antworten zu geben nach Funktion und Wirkung von "Musiken", die so nur visuell und innerlich vorstellbar "aufklangen". Diese werden als Relikte einer ausgeprägten bürgerlichen Musikkultur identifiziert, denn instrumentales Musizieren und Singen waren im Bürgertum
fest verankert. (...)
Giesbrechts sehr lesenswerte Kommentare eröffnen dem interessierten Leser eigene Fragestellungen oder weitergehende Gedanken zur angezeigten Thematik. Vermutlich stimuliert sie mit ihrer ansprechenden Publikation sogar jene Neugier, die dazu führt, dass auch viele andere in ihren bis dato unbeachteten Dokumentenkästen nach diesen zumeist farbenfrohen Überbleibseln einer mentalitätsgeschichtlich gar nicht so fernen Zeit zu suchen beginnen.
Daher sei ihrem Buch eine große Leserschaft gewünscht.
Jens Ebert: Rezension in Dichtung und Wahrheit, Göttingen 2015, hrsg. von Claudia Glunz und Thomas F. Schneider vom 14. 11. 2014
Sabine Giesbrecht wendet sich in ihrer Monographie gleich zwei Themen zu, die bislang bei der Betrachtung des Ersten Weltkrieges, nur wenig – zu wenig – betrachtet worden sind. Das erste ist die Bedeutung der Musik im Krieg allgemein und für die Kriegspropaganda im Besonderen in der Zeit ihrer erst beginnenden technischen Reproduzierbarkeit. Es gab damals kein Radio, und selbst das Grammophon war nur in gehobenen Schichten verbreitet. Das zweite Thema ist die spezifische Widerspiegelung von Musik, Lied und Klangerlebnis auf Feldpostkarten, von denen ist zwischen 1914 und 1918 eine wahre Flut gab mit den unterschiedlichsten Motiven, Stilrichtungen und ideologischen Aussagen. Diese Vielfalt scheint heute kaum mehr erfassbar, selbst wenn man die Untersuchung auf einzelne Sujets begrenzt. Giesbrecht bietet auf ihrem Gebiet, Musik und Liedgut, einen sehr überzeugenden Untersuchungsansatz, der dem Leser in der Einleitung plausibel nahe gebracht wird.
Erwähnenswert ist, dass im Band viele meist farbige Feldpostkarten in hoher Qualität abgedruckt sind. Sie bereichern die Analyse, ist doch die Spezifik einzelner Motive oft recht schwer in adäquate Worte zu fassen. Die Darstellungen sprechen die unterschiedlichsten menschlichen Emotionen an. Die Abbildungen geben somit dem Band, bei allem gebotenen Ernst, eine sinnliche, unterhaltsame Dimension beim Lesen.
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