- 96 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Herstellung der Kinokopien – zum Einsatz kommt. In den 50er und 60er Jahren gab es im Kino sogar eine Magnetton-Periode. Auf zahlreiche Kopien im Breitwandformat und auf alle 70-mm-Kopien brachte man Magnettonspuren auf. Die Möglichkeiten des Stereo- und Surroundtons – man arbeitete meist mit einem 6-Kanal-Ton – waren dem damaligen Stand des Lichtton-Verfahrens weit überlegen und sollten die durch die Entwicklung des Fernsehens rückläufigen Zuschauerzahlen wieder stabilisieren.

Eine wesentliche Neuerung im reinen Audio-Bereich brachte die Erfindung der Compact-Audio-Kassette20

20Audio-Kassetten (MCs) sind auf eine einheitliche Größe genormt: 10 cm lang, 6,8 cm breit und 0,8 cm dick. Die Bandgeschwindigkeit beträgt bis auf wenige Ausnahmen heute immer noch einheitlich 4,75 cm/s. Als Verkaufsbezeichnungen gibt es die C30, C60 und C90 und die C120, die sich nach der Gesamtspieldauer der Kassette richten. Um eine bessere Klangqualität zu erreichen, experimentierte man viel mit den Tonträgern. So gab es z. B. Chromdioxid-, Ferro-, Ferrochrom- oder Reineisenbänder. Als Standard setzte sich das Chromdioxidband durch, das 1970 eingeführt wurde und erstmalig eine Wiedergabe in HiFi-Qualität ermöglichte.
und des ersten Kassetten-Recorders, dem EI 3300, durch die Firma Philips im Jahr 1963. Dieses Gerät kam zu einem relativ niedrigen Preis auf den Markt, so dass es nun beinahe für jedermann möglich war, eigene Aufnahmen zu machen. Im Jahr 1965 begann man mit der industriellen Herstellung von Musikkassetten. Aufgrund der standardisierten Bandgeschwindigkeit war es zudem möglich, Kassetten mit anderen Personen auszutauschen und mit einem zweiten Gerät zu kopieren. Ebenso konnte man mit einem einfachen Mikrofon Musik aus dem Fernsehen mitschneiden. Wer sich keine Originalkassette kaufen wollte, überspielte einfach von Schallplatte auf eine Leerkassette. Problematisch erwies sich dies für die Musikindustrie insofern, als dass man sich nun auch Gedanken zum Thema Musikpiraterie machen musste. Zunächst wurde dies durch eine Urheberabgabe auf Aufnahme- und Abspielmedien geregelt, die an die GEMA entrichtet werden musste und heute immer noch gilt.

Die ersten Kassetten-Aufnahmen rauschten noch ziemlich stark. Dies lag zum einen an den Abspielgeräten, zum anderen an den Tonträgern, den Audio-Kassetten selbst. Im Laufe der Zeit wurde das nach dem Erfinder R. M. Dolby benannte Rauschunterdrückungssystem ›Dolby A‹ für den professionellen Einsatz immer weiter entwickelt und verbessert. Es entstanden die Systeme Dolby B (1970), Dolby C (1981) und Dolby S (1990) sowie Dolby HX und Dolby DBX. Neben den unüberhörbaren Vorteilen, die ein Dolbysystem mit sich bringt, bleibt zu bedenken, dass es sich zugleich nachteilig auf die Klangtreue auswirkt, denn die Regeltechnik hinkt den dynamischen Änderungen des Ausgangssignals immer etwas hinterher.

Die Firma Philips brachte 1968 das erste Kassetten-Abspielgerät für das Auto auf den Markt. Ganz neue Möglichkeiten eröffneten sich 1979, als der erste ›Walkman‹ von der Firma Sony auf den Markt gebracht wurde. Zum ersten Mal konnte man seine eigene Musik mitnehmen, wohin man wollte. Die Audio-Kassette brachte der Musikindustrie enorme Einnahmen. Heute wird die Kassette allerdings nur noch wenig genutzt. In Heim-HiFi-Anlagen sowie in Auto-HiFi-Anlagen werden zunehmend andere Speichermethoden und damit auch verbundene -medien wie z. B. die Compact-Disk, die Mini-Disk oder sogar schon die Festplatte (z. B. in MP3-Playern) genutzt.


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