- 77 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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sich kritisch mit Problemen der eigenen Generation, deutscher Geschichte, Leben in der Provinz, sozialen Gegensätzen etc. auseinander. Wenige Jahre später versuchte man gegen Ende der sechziger Jahre mit dem ›Neuen Deutschen Film‹98
98Vgl. dazu Daniela Sannwald: ›Neuer Deutscher Film‹ in [Rother(1997), S. 214–216] oder [Elsaesser(1994)].
das, was in Oberhausen begonnen wurde, fortzusetzen. Zum ›Neuen Deutschen Film‹ werden Regisseure wie Werner Herzog, Wim Wenders oder Rainer Werner Fassbinder, mit dessen Tod 1982 auch das Ende der Bewegung in Verbindung gebracht wird.

In sehr vielen Ländern entstanden sich in den sechziger und siebziger Jahren ähnliche Bewegungen, so z. B. in Schweden (Bergmann), Italien (Fellini, Antonioni, Visconti, Bertolucci), Ungarn (Janscó), Armenien (Paradshanov), der DDR (Böttcher, Rücker, Wolf), Polen (Wajda), Brasilien (Rocha, Guerra, dos Santos), Mexiko (Buñuel, später Spanien) oder Chile (Francia, Littìn, Sotto) etc. Auch in Japan, Südostasien oder Kanada schafften es einige Filme, internationalen Ruhm zu erlangen.

Diese ganzen verschiedenen Bewegungen brachten vor allem ästhetische Fortschritte, schafften es aber nicht, die Massen ins Kino zu bewegen. Diese wurden vielmehr immer noch von den Hochglanzproduktionen aus Hollywood angezogen und mit der internationalen Filmkrise, die 1960 ihren Höhepunkt erlebte, konnte man sich in Hollywood eine ästhetische Weiterentwicklung nicht leisten. Vielmehr setzte man auf Sicherheit durch Filme, die sich gegenseitig mit Stars, Glamour, technischen Effekten etc. übertrumpften. Viele erfolgreiche Filme wurden zugleich als Kino-Serie weitergeführt. Die bekannteste und erfolgreichste unter ihnen dürfte James Bond sein, deren erster Film »James Bond – 007 jagt Dr. No« 1962 von Terence Youngs produziert wurde.

Mit den nun aufkommenden Streifen à la James Bond begann der klassische Genrefilm sich zu verabschieden. Filme sollten alle möglichen Personenkreise gleichermassen unterhalten, Frauen und Männer, Jugendliche und Erwachsene, möglichst auch noch welche aus unterschiedlichen Kulturkreisen. Diese Kriterien erfüllten die klassischen Genres bei Weitem nicht. In Filmen mit den Bud Spencer und Terence Hill z. B. kann man nicht mehr vom klassischen Western-Genre, als dessen Höhepunkt vielleicht der 1968 unter der Regie von Sergio Leone entstandenen Western ›Spiel mir das Lied vom Tod‹ gesehen werden kann, sprechen. Vielmehr handelt es sich bei solchen Filmen um parodistische Unterhaltungsklamotten. Auch bei anderen Genres verwischten die Grenzen immer mehr. Als Beispiel hierfür ist z. B. die 1974 entstandene ›Rocky Horror Picture Show‹ anzuführen, die das Musical mit Elementen des Monster- bzw. Vampirfilms vermischt und persifliert.

Gleichzeitig fielen in dieser Zeit auch einige gesellschaftliche Tabus und Filme, die Gewalt99

99So entstanden z. B. viele Teufels- oder Hexenfilme die die Zuschauer ins Kino lockten. Sehr großen Erfolg erzielten z. B. ›Rosemaries Baby‹ (1967, R.: Roman Polanski) oder ›Der Exorzist‹ (1973, R.: William Friedkin).
oder Sex100
100Nachdem die Pornographie in Dänemark 1968 legalisiert wurde, lief ›Deep Throat‹ (1972) als erster Porno in den USA in einem öffentlichen Kino.
darstellten, erfuhren einen regelrechten Boom.


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