- 34 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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»Breitkopf selbst hatte von seiner Erfindung mehr Ruhm als Nutzen gehabt. Wie wenig dieselbe geeignet war, gerade das zu leisten, was die Zeit damals erforderte und was er in seiner großen Probe auch erstrebte, das zeigte er selber als Musikhändler am besten, denn er beschäftigte eine ganze Reihe von Abschreibern und verkaufte noch Jahrzehnte lang mehr geschriebene als gedruckte Partituren.«

Großer Beliebtheit erfreute sich der Typendruck auch in England. Und so verwundert es auch nicht, dass Händels ›Messias‹ 1879 in den Ausgaben von Novello (in Royaloctav; ab 1840) das in der größten Auflage erschienen Buch ist, das mit beweglichen Typen gedruckt wurde.

Das sich parallel zum Typendruck entwickelnde Verfahren des Notenstiches (vgl. 3.4) setzte sich immer mehr durch. Aber 1879 wurden insgesamt immer noch mehr Drucke im Typendruckverfahren produziert als Drucke im Notenstichverfahren. Betrachtet man die einzelnen Länder, so lassen sich deutliche Unterschiede in der Anzahl der gedruckten Werke mit den jeweiligen Verfahren feststellen: England und Amerika waren eindeutige Verfechter des Typendruckes, während man in Deutschland, obwohl es sich beim deutschen Typendruck um einen durchaus schönen handelte, wesentlich mehr Noten mit dem Verfahren des Notenstiches herstellte. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die vier Jahrhunderte ›Entwicklung‹ folgendes gebracht haben:

  • der anfängliche Doppeldruck (vgl. Petrucci) wurde durch den Einfachdruck abgelöst
  • mehrere Stimmen ließen sich in einem System drucken
  • Akkorde konnten in einem System gedruckt werden
  • anspruchsvollere Literatur ließ sich einfacher darstellen
  • das Notenbild wurde nach einem ›Rückschritt‹ im 17. Jahrhundert wieder ansehnlicher

Und so stellt auch Chrysander fest: »Ein solches Resultat ist immerhin ein großes, aber doch wohl nicht eigentlich das was die »Erfinder« erwarteten.«17

17[Chrysander(1879), Sp. 200].
Die Möglichkeiten des Typendrucks waren endgültig ausgereizt und eine wirkliche Alternative stellte nur der Notenstich dar, dessen Entwicklung im folgenden Kapitel dargestellt wird.

3.4.  Notenstich

Die Entwicklung des Notenstiches geht schon bis in das 16. Jahrhundert zurück. Hier steht vor allem ein Name im Vordergrund: Simone Verovio, der Petrucci des Notenstiches. Er setzte die Technik seit 1586 in Rom ein und druckte zahlreiche Werke mit dem Notenstichverfahren. Bei diesem handelt es sich um ein Tiefdruckverfahren (vgl. Abschnitt 2.4). Das bedeutet, dass die später druckenden Partien hier genau gegenteilig zum Hochdruck aus einer Kupferplatte geschält wurden. Dies war natürlich eine wesentliche Erleichterung im Vergleich zum Holzdruckverfahren,


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