- 292 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
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Konsumenten vollkommen zu überwachen. Wahrscheinlich wird ein solches System zudem zu einer ›künstlichen Verknappung von Kulturgütern‹148 führen.

Dies geschieht nicht zuletzt dadurch, dass das Internet z. B. über DRM-Systeme nie gekannte Kontrollmöglichkeiten bei der Nutzung von Inhalten schafft. Eine solche Kontrolle wird am Beispiel der DVD sichtbar. DVDs werden mit dem ›Content Scrambling System‹ (CSS) der ›Motion Picture Association of America‹ (MPAA) verschlüsselt. CSS verhindert das Abspielen von DVDs auf Geräten, deren Hersteller nicht am DVD-Kodierungssystem beteiligt sind.149

149Zur DVD, CSS etc. vgl. Abschnitt 11.3.
Hier wird deutlich, dass durch einen recht einfachen Programmcode die Kontrolle über die Inhalte enorm ausgeweitet werden kann.

Nicht nur der Rechtswissenschaftler Lawrence Lessing weist schon seit längerer Zeit darauf hin, dass das Internet schnell zum beängstigend perfekten Distributionsmedium werden kann, in dem Sinne, dass nicht nur die Distribution als solche, sondern vielmehr auch die Kontrolle über die Inhalte perfektioniert wird. Dies hat zur Folge, dass ein ›fairer Gebrauch‹150

150Dieser beinhaltet z. B. das Kopieren von Büchern in einer Bibliothek, oder das Überspielen einer gekauften CD für den Eigengebrauch im Auto etc.
, der im Urheberrecht verankert ist, nahezu unmöglich wird. Lessing warnt in seinem Buch ›Code and other laws of cyberspace‹ davor, dass die neue Technik eine absolute Kontrolle der Nutzung von Inhalten an bestehenden Gesetzen vorbei ermöglicht. Er fordert sogar, wieder zum ursprünglichen Ausgangspunkt des Internet, nämlich dem des freien Wissenstausches151
151Ursprünglich waren Inhalte ohne Einschränkung von jedem Ort der Welt abrufbar, kopierbar, zitierbar und nutzbar, da das Netz von Wissenschaftlern für Wissenschaftler geschaffen war. Forschung lebt ausschließlich von der freien Verfügbarkeit ihrer Ergebnisse, die so ergänzt, überprüft und korrigiert werden können.
zurückzukehren:152
152[Lessing(2001), S. 227].

»Die Zukunft wird uns jedoch lehren, dass das Urheberrecht viel zu gut geschützt wird. In Zukunft wird es nicht mehr um Urheberrechte gehen, sondern um Urheberpflichten – um die Pflicht des Besitzers geistigen Eigentums, dieses Eigentum anderen zugänglich zu machen.«

Auf der anderen Seite wird das Internet heute längst nicht mehr nur als ›Forschungsnetz‹ von Wissenschaftlern für Wissenschaftler genutzt. Den weitaus größten Anteil macht eine kommerzielle Nutzung, in welcher Form auch immer, aus. Und genau an dieser Stelle ist auch das Urheberrecht neu zu definieren sowie umzugestalten. In Zukunft muss innerhalb des Urhebergesetz viel feiner differenziert werden und eine eindeutige Trennung zwischen Wissenschaft und Kommerz geschaffen werden, denn zurzeit werden diese beiden Bereiche dem Gesetz nach gleich behandelt.

Für die Wissenschaft müssen Forschungsergebnisse, Quellen und Literatur frei verfügbar sein. Die Konsequenz einer solchen Forderung darf aber vor dem Hintergrund kommerzieller Angebote nicht bedeuten, dass diese auch frei verfügbar sein müssen. Hinter solchen steht eine klar definierte Wertschöpfungskette, über die sowohl der Urheber, als auch ein Label oder Verlag Geld verdienen muss. Nur


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