immer wieder abgeschrieben wurden aber niemand wusste,
was sie bedeuteten. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass wir die Einsen
und Nullen über einen sehr langen Zeitraum durch ständiges Kopieren
erhalten können. Aber wir wissen dann wahrscheinlich nicht mehr, was sie
bedeuten.«
Das Verwirrende an der Diskussion ist, dass es heute im Prinzip sehr einfach ist, digitale
Daten zu speichern und deshalb daraus geschlossen wird, dass sie für immer erhalten
bleiben und nichts mehr kosten. Speicherkapazität wird zwar tatsächlich mit der Zeit
immer günstiger, aber die langfristige Erhaltung von Daten wird immer teuerer und
schwieriger, vor allem, da der technische und personelle Aufwand immer größer
wird.
Nach dem Handelsgesetzbuch32
ist der Begriff ›Langzeitarchivierung‹ elektronischen Archivsystemen zugeordnet, die den
Content mindestens 7 Jahre vorhalten. Bedenkt man, dass z. B. zweitausend Jahre alte
Höhlenzeichnungen heute immer noch existieren oder bedrucktes Papier bei geeigneten
klimatischen Bedingungen problemlos über 500 Jahre archiviert werden kann, so
kommt man zu dem Schluss, dass die vorgeschriebenen sieben Jahre geradezu
lächerlich erscheinen. Dennoch kann dieser Zeitraum von sieben Jahren für
zahlreiche Inhalte in heute verfügbaren Dateiformaten nicht garantiert werden.
Die Langzeitarchivierung von Content stellt ein großes ungelöstes Problem
dar.
Das liegt unter anderem daran, dass die verwendete Hard- und Software einem
schnellen Wandel unterliegt. Man geht davon aus, dass die heute verwendete Hardware
in der Regel nur noch eine Funktionserwartung von höchstens 10–20 Jahren
besitzt.33
Bei der Software ist die Halbwertzeit geringer, so existieren viele Programme und damit auch die
entsprechenden Formate, die vor 10 Jahren durchaus gängig waren – wie z. B. Word Perfect – heute
schon gar nicht mehr.
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Werden die Daten bzw. Dokumente nicht rechtzeitig konvertiert, kann es passieren, dass
bei eventuellen Hardwareschäden keine Ersatzteile mehr zu beschaffen sind bzw. die
Kosten dafür nicht mehr in Relation zum Nutzen stehen. Zudem können beim
Konvertieren vom alten in das neue System funktionale oder inhaltliche Zusammenhänge
verloren gehen.
Verschiedene Möglichkeiten, die im Folgenden näher erläutert werden, bieten Auswege
aus dem Dilemma:
- Copying
- Migration
- Emulation
- Archäologie
- Digital Rosetta Stone
Bei der ersten Möglichkeit, dem Copying, werden die digitalen Publikationen von ihrem
ursprünglichen auf einen stabileren Träger überführt, der eine längerfristige Speicherung der
Daten verspricht. Zur Zeit setzt man auf die optischen Speichermedien wie DVD oder
CD-ROM.34
So hat z. B. die Deutsche Bibliothek nach eingehender Prüfung verschiedener
Archivierungsmöglichkeiten den optischen Speichermedien eine Präferenz eingeräumt. Man kam bei
der Prüfung zu dem Ergebnis, dass die CD-ROM oder mögliche Nachfolger wie die DVD als
langlebige und einheitliche Speichermedien für Multimediadaten angesehen werden können. Vgl. dazu
http://www.ddb.de (Link vom 01.03.2004). In diesem Zusammenhang sei aber nochmals auf
Fußnote 30 hingewiesen.
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Nachteilig erweist sich bei optischen Speichern |