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immer wieder abgeschrieben wurden aber niemand wusste, was sie bedeuteten. Es ist also durchaus wahrscheinlich, dass wir die Einsen und Nullen über einen sehr langen Zeitraum durch ständiges Kopieren erhalten können. Aber wir wissen dann wahrscheinlich nicht mehr, was sie bedeuten.«

Das Verwirrende an der Diskussion ist, dass es heute im Prinzip sehr einfach ist, digitale Daten zu speichern und deshalb daraus geschlossen wird, dass sie für immer erhalten bleiben und nichts mehr kosten. Speicherkapazität wird zwar tatsächlich mit der Zeit immer günstiger, aber die langfristige Erhaltung von Daten wird immer teuerer und schwieriger, vor allem, da der technische und personelle Aufwand immer größer wird.

Nach dem Handelsgesetzbuch32

32Online abrufbar unter http://www.handelsgesetzbuch.de (Link vom 30.01.2005).
ist der Begriff ›Langzeitarchivierung‹ elektronischen Archivsystemen zugeordnet, die den Content mindestens 7 Jahre vorhalten. Bedenkt man, dass z. B. zweitausend Jahre alte Höhlenzeichnungen heute immer noch existieren oder bedrucktes Papier bei geeigneten klimatischen Bedingungen problemlos über 500 Jahre archiviert werden kann, so kommt man zu dem Schluss, dass die vorgeschriebenen sieben Jahre geradezu lächerlich erscheinen. Dennoch kann dieser Zeitraum von sieben Jahren für zahlreiche Inhalte in heute verfügbaren Dateiformaten nicht garantiert werden. Die Langzeitarchivierung von Content stellt ein großes ungelöstes Problem dar.

Das liegt unter anderem daran, dass die verwendete Hard- und Software einem schnellen Wandel unterliegt. Man geht davon aus, dass die heute verwendete Hardware in der Regel nur noch eine Funktionserwartung von höchstens 10–20 Jahren besitzt.33

33Bei der Software ist die Halbwertzeit geringer, so existieren viele Programme und damit auch die entsprechenden Formate, die vor 10 Jahren durchaus gängig waren – wie z. B. Word Perfect – heute schon gar nicht mehr.
Werden die Daten bzw. Dokumente nicht rechtzeitig konvertiert, kann es passieren, dass bei eventuellen Hardwareschäden keine Ersatzteile mehr zu beschaffen sind bzw. die Kosten dafür nicht mehr in Relation zum Nutzen stehen. Zudem können beim Konvertieren vom alten in das neue System funktionale oder inhaltliche Zusammenhänge verloren gehen.

Verschiedene Möglichkeiten, die im Folgenden näher erläutert werden, bieten Auswege aus dem Dilemma:

  • Copying
  • Migration
  • Emulation
  • Archäologie
  • Digital Rosetta Stone

Bei der ersten Möglichkeit, dem Copying, werden die digitalen Publikationen von ihrem ursprünglichen auf einen stabileren Träger überführt, der eine längerfristige Speicherung der Daten verspricht. Zur Zeit setzt man auf die optischen Speichermedien wie DVD oder CD-ROM.34

34So hat z. B. die Deutsche Bibliothek nach eingehender Prüfung verschiedener Archivierungsmöglichkeiten den optischen Speichermedien eine Präferenz eingeräumt. Man kam bei der Prüfung zu dem Ergebnis, dass die CD-ROM oder mögliche Nachfolger wie die DVD als langlebige und einheitliche Speichermedien für Multimediadaten angesehen werden können. Vgl. dazu http://www.ddb.de (Link vom 01.03.2004). In diesem Zusammenhang sei aber nochmals auf Fußnote 30 hingewiesen.
Nachteilig erweist sich bei optischen Speichern

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