- 11 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (10)Nächste Seite (12) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

nur noch in ganz starker Vergrößerung erkennen kann. Das hat zur Folge, dass man gleitende Übergänge zwischen Grautönen und Farben gewinnt, dass Kurven als solche ›rund und glatt‹ erscheinen etc. In Bezug auf die Musik gilt das Gleiche. Musik liegt in ihrer natürlichen, klingenden Form zunächst analog vor.7
7Schallwellen bestehen aus kontinuierlichen Schwingungskurven und sind demzufolge analog. Einen sehr guten und detaillierten Überblick dazu bietet das von Donald E. Hall geschriebene Buch ›Musikalische Akustik – Ein Handbuch‹. Vgl. [Hall(1997)].
Analog sind ebenso die Kurven in den Rillen der Schallplatte sowie die magnetisch gespeicherten Informationen auf einem Tonband. Digitalisiert man solche analoge Musik per AD-Wandler, kommt es, genauso wie beim Rastern, darauf an, wieweit die Abtastung verfeinert wird. Geschieht dies hinreichend, wird die eigentlich digitale Form vom menschlichen Ohr beim Abspielen nicht mehr wahrgenommen und erscheint analog. Dabei hängt der ›Umschlagpunkt‹ zwischen analog und digital von der Trennschärfe unserer Wahrnehmungsorgane ab.

In der Tabelle 1.1 sind die Charakteristika bzw. Eigenschaften der beiden Begriffe analog und digital verallgemeinernd gegenüber gestellt. Übergänge von der analogen zur digitalen Seite können abstrakt durch Operationen wie beispielsweise eine Abgrenzung von Mengen in Klassen, Bereiche, Zonen oder Begriffsfelder vollzogen werden. Jobst P. Fricke spricht auch von einer ›kategorialen Unterscheidung‹, mit der man die Brücke von der Analogie zur Digitalität schlagen kann.




analog

digital





kontinuierlich

diskret (punktuell)



gleitende Übergänge

Abstufungen



stetige Funktionen

sprunghafte Änderungen



analog darstellbar in Koordinaten

begrifflich, lexikalisch arbiträr



im Sinne von:

im Sinne von:



- ›Entsprechung‹

- ›Definition‹



- Abbildung

- Klassifizierung



- darstellbar in funktionalen Zusammenhängen mit unabh. und abh. Variablen y = f(x)

- diskrete Zustände




Tabelle 1.1: Gegenüberstellung ›analog‹ – ›digital‹

Auf anderer Ebene betrachtet kommt, wie bereits erwähnt, auch die ganze wissenschaftliche Erkenntnis z. B. über beschriebenen Vorgänge nur durch die Erzeugung von Digitalität zustande. Erst durch die Erzeugung von Digitalität zur Gewinnung von Erkenntnis konnte der Mensch sich die digitalen Phänomene der Natur zu eigen machen.

Es lässt sich festhalten, dass es eine Trennung oder Polarisierung analog – digital auf anderen Ebenen schon weitaus früher als im 20. Jahrhundert gegeben hat. Die heutige technische Digitalisierung ist im Prinzip nichts weiter als ein Werkzeug, das unserem Denken entspricht. Dieses Werkzeug erlaubt in gewisser Weise, unser Denken in eine Maschine hineinzuprojizieren, Operationen darauf anzuwenden


Erste Seite (i) Vorherige Seite (10)Nächste Seite (12) Letzte Seite (360)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 11 -Wollermann, Tobias: Musik und Medium