- 25 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (24)Nächste Seite (26) Letzte Seite (138)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

das Problem der Perzeption der Filmmusik in die Frage fassen: Worin unterscheidet sich das Erleben der Filmmusik von dem der autonomen Musik?«19
19 (Lissa1965, S. 354)
, die sie als Ausgangspunkt für einen längeren Abschnitt ihres Werkes benutzt, kritisiert Schmidt und argumentiert: »...der Versuch, die Rezeption von Filmmusik abzugrenzen von der Rezeption autonom intendierter Musik, landet in der Regel beim Vergleich von Äpfeln mit Birnen...Filmmusik dagegen ist psychologisch wie physiologisch auf Wirkung hin bedacht als ein Reizmoment, das schnell und präzise, reflexhaft obendrein und der intellektuellen Filtrierung nicht bedürftig, Reaktionen zu entbinden hat. Werkqualitäten dort, Wirkungsqualitäten hier.«20
20 (Schmidt, 1982a, S. 164)

Im Wesentlichen teilt Schmidt die Funktionen von Filmmusik in drei Rubriken ein und unterscheidet zwischen:21

21 Vgl. (Schmidt1982a, S. 172)
  • affirmativer Funktion
  • strukturierender Funktion
  • affizierender Funktion

Eine affirmative Funktion22

22 Diese ist nicht im Sinne Thiels aufzufassen, der unter der affirmativen Bildinterpretation die Widerspiegelung der psychischen und seelischen Verfassung des Protagonisten versteht - also in rein dramaturgischer Hinsicht. Vgl. S. 34
kommt Musik zu, die die Glaubhaftigkeit der im Film dargestellten Realität im Sinne einer »emotionalen Identifizierung«23
23 Schmidt verwendet den Begriff »Identifizierung« im Sinne von »Identifikation« (sich mit etwas identifizieren; sich in einer Sache wiederfinden; sich in eine Person, Gefühle usw. hineinversetzten.)
bewirkt. Diese Funktion beschreibt die Wirkung der Musik auf den Zuschauer, dem durch sie die Identifikation mit dem Leinwandgeschehen (beispielsweise mit dem Protagonisten) erleichtert wird. Eine affizierende Funktion kommt Musik zu, die als Reizmoment begriffslose Affekte entbindet, die vom Zuschauer auf die optisch konkreten Bilder projiziert und somit greifbar werden. Eine strukturierende Funktion kommt Musik zu, die als mehr oder weniger vager »Reizhintergrund«24
24 Terminus vgl. (de la Motte-Haber und Emons1980, S. 193). Schmidt stützt seine drei Funktionen zum Teil auf die Ausführungen von de la Motte-Haber.
die optischen Gestalten auf der Leinwand konturiert.

In (Schmidt1988, S. 418) unterteilt er die »Zweckdienlichkeit von Filmmusik« in dramaturgische Aufgaben und intendierte Wirkungseffekte. Letztere stellen eine Zusammenfassung der von ihm 1982 aufgestellten drei Funktionen dar, während er unter dramaturgischen Aufgaben Funktionen versteht, die die Musik als Gliederungs- und Gestaltungsmittel übernimmt. Neben die rein syntaktischen Funktionen (z.B. zwei parallele verlaufende Handlungen zusammenbinden oder bewusst trennen) treten noch Aufgaben, ». . . die man gewissermaßen zu den musikalischen Interpunktionen (wie z.B. akustische Ausrufezeichen, Fragezeichen oder Punkte) rechnen kann.«25

25 (Schmidt1988, S. 418)

Erste Seite (1) Vorherige Seite (24)Nächste Seite (26) Letzte Seite (138)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 25 -Wollermann, Tobias: Zur Musik in der "Drei Farben"-Trilogie von Krzysztof Kieslowski