- 63 -Weyde, Tillman: Lern- und wissensbasierte Analyse von Rhythmen 
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Außer Hierarchien, wie sie durch Grammatiken definiert werden, hat sich bisher kein standardisiertes Modell zur Repräsentation rhythmisch-motivischer Strukturen etabliert. Allerdings sind von vielen Autoren Varianten entwickelt worden, die speziell auf den jeweiligen Anwendungsfall zugeschnitten sind. Es gibt auch nicht-hierarchische Modelle für die Beziehungen von Motiven. Ein sehr allgemeiner Ansatz stammt von Mazzola, der beliebige Mengen von Noten als Motive zuläßt, die alle zueinander in Beziehung gesetzt werden.26

4.2.3.  Ähnlichkeit

Ähnlichkeit als strukturbestimmender Faktor ist relativ selten empirisch untersucht worden. Ein statistischer Ansatz zur Bestimmung der Ähnlichkeit von melodischen Motiven stammt von Wolfram Steinbeck.27

Die Mehrzahl der Untersuchungen zur Ähnlichkeit von Rhythmen befaßt sich mit den wahrgenommenen Qualitäten kurzer rhythmischer Motive und Phrasen. Die Untersuchungen von de la Motte-Haber und Gabrielsson28 verwenden multidimensionale Skalierung, um den emotionalen Gehalt von Rhythmen anhand von assoziierten Adjektiven und Substantiven zu analysieren. Das Ergebnis sind Komponentenachsen, die hinsichtlich der assoziierten Worte betrachtet werden. Leider wurde bei diesen beiden Untersuchungen keine Bestimmung der musikalischen Parameter vorgenommen, die die Anordnung und Beziehung der Rhythmen und assoziierten Worte hätte erklären können.

Die Ergebnisse der Untersuchung von Pitt und Monahan über die wahrgenommene Ähnlichkeit von Polyrhythmen weisen über den speziellen Fall der Polyrhythmik nicht hinaus, da hier vor allem die Interferenzeffekte der Metren zum tragen kommen.29

Guy Madison hat – meines Wissens bisher als einziger – die Wirkung verschiedener Formen der strukturellen und graduellen Ähnlichkeit empirisch verglichen.30

Dabei hat sich gezeigt, daß die Verschiebung einer Note ohne Änderung der nachfolgenden Noten (move) gegenüber der Verschiebung mitsamt den nachfolgenden Noten (push) weniger Ähnlichkeitsverlust erzeugt und daß der Verlust an Ähnlichkeit mit der Strecke der Verschiebung größer wird. Bei einer Einfügung dagegen ist das metrische Gewicht der Position von Bedeutung. Madison erklärt dies damit, daß eine auf dem metrischen Raster eingefügte Note eine neue rhythmische Gestalt ergibt, während sie, wenn sie vom metrischen Raster abweicht, nicht dem Rhythmus zugerechnet wird. Diese Einschätzung ist allerdings wenig plausibel, weil die metrische Erwartung nicht dazu führt, daß ein Streaming entsprechend der Verteilung von Noten bezüglich der Schläge einsetzt. Auch wenn es einen Einfluß rhythmischer Muster auf das Streaming gibt, so ist er doch relativ schwach, wie

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