vorgeschlagen und von Windsor und Clarke empirisch ausgewertet und
teilweise bestätigt.
108
Auch die von Riemann angenommene Verlängerung der Noten
auf metrischen Schwerpunkten konnte empirisch beobachtet
werden,
109
allerdings ist der Einfluß der Phrasierung stärker ausgeprägt.
Penel und Drake haben gezeigt, daß es einen Einfluß der Segmentierung
auf die Agogik sowohl auf der Motivebene als auch auf der Phrasenebene
gibt.110
Die Beschleunigung und Verlangsamung des Tempos im Verlauf einer musikalischen
Einheit wirkt auf beiden Ebenen, und die Effekte überlagern sich. Die Erkennung von
Phrasierung durch Hörer anhand von Dynamik und Agogik haben Clarke und Windsor
untersucht.
111
Sie konnten zeigen, daß in unterschiedlichen Zusammenhängen Dynamik oder Timing
jeweils einen größeren Einfluß auf die Strukturerkennung haben und ggf. auch die
Erkennung durch widersprüchliche Hinweise erschweren können. Sie verglichen für von
Pianisten gespielte und für von Todds Algorithmus berechnete Interpretationen
die ästhetische Beurteilung und Erkennung der intendierten Struktur durch
Hörer.
112
Dabei hat sich gezeigt, daß Todds Algorithmus bestimmte Phrasierungen nicht so
darstellt, daß Hörer sie erkennen. Insbesondere der Einsatz von Dynamik wird
von Pianisten dazu benutzt, auftaktige Phrasierungen darzustellen, bei denen
der Algorithmus nicht zu einer Erkennung der Phrasierung durch den Hörer
führte.
Repp hat darauf hingewiesen, daß Hörer Abweichungen von der metrischen
Sequenz sogar erwarten. Dazu untersuchte er die Fähigkeit, Abweichungen von der
metrischen Sequenz zu erkennen. Die Frage, ob Musiker spielen, was Hörer
erwarten, oder ob die Hörer erwarten, was Musiker normalerweise spielen, kann
zwar nicht endgültig geklärt werden, die Ergebnisse von Repp deuten allerdings
darauf hin, daß die hier zugrundeliegenden Prozesse elementarer Natur sind
(bottom-up) und sich auf alle Hörer unabhängig von ihrer musikalischen Erfahrung
beziehen.113
Dafür sprich insbesondere, daß diese Erwartung nur durch das tatsächliche
Hören von Musik, nicht aber durch die Vorstellung von Musik ausgelöst werden
kann.
114
Man kann bei der Erkennung musikalischer Strukturen anhand einer Interpretation
offenbar die Einflüsse der zeitlichen von denen der tonalen Struktur trennen; sie
zeigen in der Untersuchung von Palmer und Krumhansl keine nennenswerte
Interaktion.115
Auf der Ebene kleiner Timing-Veränderungen lassen sich allerdings Interaktionen zwischen
Intensität und Timing einerseits sowie zwischen Intensität und Tonhöhe andererseits
feststellen.
116
Auch die Satzstruktur von Musik spiegelt sich in der agogischen Ausführung wider.
Palmer untersuchte Interpretationen von Klaviermusik und stellte fest, daß
die Hervorhebung der Melodie neben der Lautstärke auch durch eine kleine,
aber signifikante zeitliche Vorverlagerung der