Allerdings ist es nicht ausreichend, einem beliebigen lernenden System, etwa einem
neuronalen Netz, Beispiele in irgendeiner Form zu präsentieren und zu hoffen, das
System werde das gewünschte Verhalten daraus lernen. Die Leistung eines lernenden
Systems hängt entscheidend davon ab, wie das System aufgebaut ist und in welcher
Repräsentation die Daten in das System eingegeben werden. Um leistungsfähige lernende
Systeme zu konstruieren, sind zumindest für Teilbereiche Modelle erforderlich, damit
Repräsentation und Systemdesign bestimmt werden können. Auch sollte, wie bereits
erwähnt, vorhandenes Wissen aus Musiktheorie und Musikpsychologie genutzt und in
das Modell eingebracht werden. Es ist daher wünschenswert, in ein Modell
wissensbasierte und lernende Ansätze zu integrieren, um möglichst verschiedene Quellen
zu nutzen: Musiktheoretische und musikpsychologische Modelle, auch wenn sie nur
Teilaspekte beschreiben, sowie Beispiele von musikalischen Experten, aus denen das
System lernen kann.
Einen Ansatz, Wissen zu repräsentieren, auch wenn es unsicher und unvollständig ist
wie im Fall der rhythmisch-motivischen Analyse, bildet die Fuzzy-Logik. Durch die
Benutzung von Fuzzy-Wahrheitswerten, die zwischen wahr und falsch liegen können,
kann man Wissen in einer Form darstellen, die der natürlichen Sprache nahe kommt.
Fuzzy-logische Systeme und neuronale Netze weisen konzeptionelle Gemeinsamkeiten
auf, die es ermöglichen, sie zu Neuro-Fuzzy-Systemen zu verbinden. Man kann so
Wissen in Form von Fuzzy-Regeln mit den Lernverfahren neuronaler Netze
verknüpfen.
Ein Problem bei der Anwendung neuronaler Netze besteht darin, die Ergebnisse des
Lernvorgangs zu interpretieren, da sich die gelernten Gewichte im Netz im allgemeinen
nicht inhaltlich zuordnen lassen. Wenn ein neuronales Netz erfolgreich gelernt hat, eine
Aufgabe zu bewältigen, wäre es aber gerade von Interesse, inhaltlich nachzuvollziehen,
wie das Netz die Aufgabe gelöst hat. Die Verbindung neuronaler Netze mit
Fuzzy-Logik ermöglicht es bei einer geeigneten Strukturierung des Fuzzy-Systems, die
Ergebnisse des Lernens als Wahrheitswerte von Fuzzy-Regeln inhaltlich zu
interpretieren.
1.4. Zielsetzung und Aufbau dieser Arbeit
Das Ziel dieser Arbeit ist es, Konzepte und Methoden der computergestützten Analyse
von Rhythmen zu entwickeln, zu implementieren und zu erproben. Diese Aufgabe
ist interdisziplinär, denn sie erfordert die Bearbeitung von Teilaufgaben aus
verschiedenen Fachgebieten. Zunächst müssen Erkenntnisse aus verschiedenen Bereichen
der Musikforschung zusammengetragen werden, um die musiktheoretischen,
wahrnehmungsmäßigen und kognitiven Voraussetzungen rhythmischmotivischer
Analyse zu bestimmen. Informatische Grundlagen und die verschiedenen Ansätze
computerbasierter rhythmischer und motivischer Musikanalyse definieren die formalen
und technischen Grundlagen der Modellbildung. Darauf aufbauend folgt der Entwurf
einer strukturellen Beschreibung, die den Anforderungen an eine rhythmisch-motivische
Analyse für interaktive Musikanwendungen entspricht. Die Entwicklung eines
Modells für die Erzeugung und Auswertung solcher Strukturbeschreibungen
ist ein zentrale Aufgabe dieser Arbeit. Das Modell soll sowohl