7. Konzeption
7.1. Problemstellung
Ziel der Entwicklungen im Rahmen dieser Arbeit ist es, ein System zur Erkennung und
Analyse rhythmischer Muster und Strukturen zu entwickeln. Wie sich bereits im ersten
Teil gezeigt hat, ist eine allgemein anerkannte Form rhythmischer Analysen nicht
gegeben; daher müssen geeignete Repräsentationen und Methoden neu entwickelt
werden.
Für die Erfordernisse interaktiver Anwendungen ist es nötig, Motivgrenzen und
Motivbeziehungen zu erkennen. Weiterhin müssen quantitative Aspekte der Beziehungen
ermittelt werden, wobei das System nicht auf metrisch gerasterte Daten beschränkt sein
darf. Da man einzelne Parameter der Wahrnehmung und Kognition von Rhythmen
kennt, nicht aber ein vollständiges Modell für deren Zusammenspiel, soll das System
sowohl ermöglichen, vorhandenes Wissen einzubringen als auch aus Beispielen zu
lernen, um die Relevanz von Regeln und geeignete Werte für Parameter zu
bestimmen.
Das System soll möglichst robust sein, damit es in Anwendungen für Endbenutzer
verwendbar ist. Die Erkennung der rhythmischen Gliederung ist für viele
musikalische Anwendungen von Bedeutung, etwa für die intelligente Suche in
Datenbanken oder im Internet und für die Interaktion in Musiklernprogrammen und
Musikproduktionsanwendungen. Hier kann man nicht davon ausgehen, daß der Benutzer
sich mit den Schwächen und Beschränkungen des Systems auseinandersetzen will oder
kann.
Das System soll in der Lage sein, musikalische Sinneinheiten zu erkennen und eine
Eingabe sinnvoll zu interpretieren, um etwa eine pädagogisch angemessene Reaktion zu
ermitteln oder dem Benutzer einen gesuchten Rhythmus zu präsentieren. Das heißt z.B.,
daß Rhythmen auch bei Veränderungen des Tempos, starker Agogik oder struktureller
Veränderung erkannt werden sollen. Für musikwissenschaftliche Zwecke ist es
wünschenswert, Motivbeziehungen automatisch festzustellen, um in größeren Korpora
nach Melodien mit gleicher motivischer Struktur suchen zu können. Insgesamt
soll die Erkennung von Motivgrenzen und von Motivbeziehungen möglichst
flexibel gestaltet und vielfältig einsetzbar sein. Der erste Teil dieser Arbeit hat
gezeigt, daß es bisher kaum integrierte Modelle der Analyse rhythmischer Motive
gibt, das sowohl Aspekte der Segmentierung als auch der Motivähnlichkeit
berücksichtigt. Daher muß eine Methode der Integration beider Aspekte gefunden
werden.
Ziel ist es, sowohl Wissen über die Wahrnehmung rhythmischer Strukturen als auch
musiktheoretische Konzepte einbringen zu können und das System an der musikalischen
Wahrnehmung und Kognition zu orientieren. Da eine konsistente oder