- 99 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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7.  Zur Analyse von Techno

Dass seitens der Pop-Musiker selten ein gesteigerter Bedarf an einer detaillierten Analyse (eines) ihrer Stücke vorliegt, ist nachvollziehbar: Schließlich ist ihnen der Aufbau ihrer Musik und die darin ruhende Intention bekannt. Überdies ist Szenegängern ohne Umschweife klar, auf welche Musik sie stehen – warum sollten sie sich mit langwierigen musiktheoretischen Untersuchungen abgeben? Gerade Nicht-Szenekenner könnten allerdings durch eine Analyse von Techno Zugang zu einer musikalischen Welt bekommen, die fernab von Strophen und Refrains mit ihrem Ausdruck Menschen berührt und in ihren Bann zieht. Analyse bietet tatsächlich Möglichkeiten, einen Weg in unbekannte musikalische Bereiche zu finden. Sie kann eine Anleitung zum Selbermachen sein oder sie illustriert und erklärt ein musikalisches Phänomen. Die in den vergangenen Kapiteln dargestellten verschiedenen Facetten elektronischer Clubmusik verdeutlichen die Vielschichtigkeit des doch als ganz konkret erscheinenden musikalischen Ereignisses Techno. Produktions- und Deutungsweisen, Entwicklungsgeschichte und Kompositionsprozess wurden eingehend erörtert: Ergibt sich aus ihnen ein einheitliches Bild über Struktur, Klang und Produktionsweisen von Techno? Doch bevor im Folgenden die daraus resultierende Frage nach geeigneten Parametern und Methoden zur Analyse von Techno im Zentrum der Auseinandersetzungen steht, erscheinen ein paar grundlegende Gedanken zur Analyse und Auslegung musikalischer Werke vonnöten.

7.1.  Über das Verstehen und die Ausdeutung (pop)musikalischer Werke

1993 haben Siegfried Mauser und Gernot Gruber erste Schritte zur Verschmelzung von musikalischer Inhaltsdeutung und Strukturanalyse unternommen: Daraus entstand unter anderem Mausers »Entwurf einer Grundlegung musikalischer Hermeneutik,«1

1 Gruber, Gernot / Mauser, Siegfried (Hrsg): Musikalische Hermeneutik im Entwurf. Laaber: Laaber 1994.
ein neben Konzepten von Philip Tagg und Dirk Budde für die Analyse von Techno sinnvoller Analyse-Ansatz.

Mauser schafft mit seinem Modell eine jederzeit modifizierbare Basis für den »Vollzug musikalischer Verstehensprozesse«;2

2 Mauser. A.a.O., S.47.
die auf jede Form von Musik anwendbar ist. Die von ihm vertretene Verstehenslehre offeriert Wege des »erkennenden« und »ästhetischen« Verstehens;3
3 Er beruft sich hierbei auf diese von Hans Heinrich Eggebrecht gemachte Unterscheidung (Vgl. Eggebrecht, Hans Heinrich: Musik verstehen. 2. Aufl. Wilhelmshaven: Noetzel. 1999).
die über die Rationalität hinaus in das tiefere, innere Wesen der Musik dringen soll.

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