6. Produktionsweise
»Es sind mehrheitlich künstliche Klänge, die diese künstlichen Welten der Raves und
Parties beschallen. Sehr selten wird gesungen und noch seltener wird ein akustisches
Instrument eingespielt. . . Jede Musikrichtung hat ihre (unverbindlichen) Rezepturen, die
wie ein Ravensburger Malen-nach-Zahlen befolgt werden, wenn man das Risiko
nicht eingehen will, dass das innovative Endergebnis von niemanden verstanden
wird.«1
1 Achterknecht. A.a.O., S. 119ff.
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Das, was Achterknecht als künstliche Klänge bezeichnet, ist das musikalische
Endprodukt der klanglichen Vorstellungen von Techno-Musikern, die zuvor eine Kette
studiotechnischer Herstellungsverfahren durchlaufen haben. Der Einsatz technischer
Produktionsmittel ist charakteristisch für den Entstehungsprozess von Techno. Ohne ihn
machte die Namensgebung der speziellen Musikrichtung und des Oberbegriffes nur wenig
Sinn.
Aus der Darstellung klanglicher Ideen und deren Ausarbeitung wurde deutlich,
dass Techno ebenso wie andere Richtungen populärer Musik als musikalischer
Ausdruck von Gefühlen anzusehen ist und Intuition sowie Kreativität einen
wichtigen Stellenwert bei der Erzeugung einnehmen. Die Tatsache, dass Technik
in der allgemeinen gesellschaftlichen Beurteilung oft in Zusammenhang mit
Kälte und Gefühllosigkeit gebracht wird und technische Abläufe als zum Teil
unbeeinflussbar gelten, wirft die Frage nach dem Einfluss technologischer
Produktionsmöglichkeiten2
2 Vgl. hier auch Enders, Bernd. Der Einfluss moderner Musiktechnologien auf die
Produktion von Popularmusik. In: Heuger, Markus / Prell, Matthias (Hrsg.): Yesterday
– Today – Tomorrow. Ebd.
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auf die Entstehung von Techno auf:
Welche Rolle spielt die Produktionstechnik beim Erzeugen von Techno? Welche
»Instrumente« (Equipment) benutzen Musiker zur Produktion ihrer Tracks? Welche
Bedeutung haben Computer, Sampler oder Synthesizer für Technomacher?
6.1. Das Equipment – Fallbeispiele und standardisierte Verfahrensweisen
Zur Produktion elektronischer Unterhaltungsmusik ist nicht unbedingt ein Computer
notwendig, jedoch von Vorteil, weil durch den Einsatz bestimmter Software
einige Hardwarekomponenten kostengünstig und vor allen Dingen platzsparend
ersetzt werden können. Entscheidend für die Verteilung und Speicherung von
Steuerbefehlen für die gesamte Palette elektronischer Audiotechnik ist der Sequenzer.
»Er ist der Oberaufseher, dessen Aufgabe es ist, die Klänge der Synthesizer
und Sampler abzurufen, dem entsprechend, was der Mensch gewollt und
programmiert hat, und dafür zu sorgen [sic!], dass die Rhythmusmaschine im Takt
läuft.«3
3 Achterknecht. A.a.O., S. 119.
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