- 73 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
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5.  Dream a little drumtrack – Technotracks: Ideen und ihre Umsetzung in realen Klang

»Es herrscht die Kunst, gleichzeitig Ereignislosigkeit und Zufall zu konstruieren.«1
1 Kuhn, Albert: Detroit-Techno. In: Anz / Walder. Techno. A.a.O., S. 31.
Albert Kuhn

Techno als einer sogenannten »genuin medientechnologischen« Musik schreibt Peter Niklas Wilson erst mit dem Aufkommen der Kult-Star-DJs und der vom Popmainstream klar abgegrenzten Tracks eine Medien-Kompatibilität zu, die diese Musik vorher als Subkultur nicht besessen habe. Jedoch gibt es noch heute viele Produzenten, die ihre Musik nicht am konformistischen Markt orientieren und für deren Produktionsprozess, wie Wilson formuliert, gelten kann:

»In der formalen Offenheit, der De-Professionalisierung und Demokratisierung der Herstellung und der damit einhergehenden Distanz vom akustischen Eigentums-Prinzip zeigten sich in der Techno-Subkultur ästhetisch progressive Momente, die allzu offenkundig inkompatibel mit den konservativen Strukturen des Mediums waren.«2

2 Wilson, Peter Niklas: Aufbrüche im Abseits. Medientechnologie und musikalische Kreativität – ein Ensemble der Widersprüche. In: Rösing, Helmut: Step across the border. Beiträge zur Popularmusikforschung Bd. 19/20. Karben: Coda. 1997. S. 101ff.

Dass hinter Techno Kompositionsweisen stehen, die mit dem augenscheinlich massiven Einsatz hoch technologisierter Produktionsgeräte (siehe Kapitel 6, Produktionsweisen) auch automatisierte technische Abläufe mit sich bringen, legt die Vermutung nahezu ausschließlich automatisierter, d.h. ohne weiteres Zutun des Musikers von selbst erfolgender Kompositionsprozesse nahe. Jedoch scheint dies nicht notwendig, schreibt man Techno-Musikern ebenso wie Musikern anderer Popmusikrichtungen ein ganz normales Maß an musikalischer Kreativität und kompositorischer Handlungsfähigkeit zu:

»Darüber nachzudenken, ob und wie Technik »geistfähig« werden kann, ist sicher für alle, die damit umgehen, eine ungeheure Herausforderung und erst recht der experimentelle, kompositorische Umgang damit; diese Mischung aus Rationalem und Emotionalem übt schon einen großen Reiz aus.«3

3 Rainer Wehinger im Interview mit Harenberg, Michael: Neue Musik durch neue Technik? Bärenreiter. Kassel, 1989. S. 146.

Es ist ein Anliegen, im folgenden Kapitel Kompositionsprozesse von Techno-Musikern besonders hinsichtlich ihrer intentionalen (rationalen) und intuitiven (emotionalen) Vorgehensweisen transparent zu machen und nicht die technischen Produktionsbedingungen als ausschlaggebende Urheber des Musikproduktes Techno in den Mittelpunkt zu stellen. Die Technik schränkt den Musiker nicht von


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