5. Dream a little drumtrack – Technotracks: Ideen und ihre Umsetzung in realen
Klang
»Es herrscht die Kunst, gleichzeitig Ereignislosigkeit und Zufall zu konstruieren.«1
1 Kuhn, Albert: Detroit-Techno. In: Anz / Walder. Techno. A.a.O., S. 31.
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Albert Kuhn
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Techno als einer sogenannten »genuin medientechnologischen« Musik schreibt Peter
Niklas Wilson erst mit dem Aufkommen der Kult-Star-DJs und der vom Popmainstream
klar abgegrenzten Tracks eine Medien-Kompatibilität zu, die diese Musik vorher als
Subkultur nicht besessen habe. Jedoch gibt es noch heute viele Produzenten, die ihre
Musik nicht am konformistischen Markt orientieren und für deren Produktionsprozess,
wie Wilson formuliert, gelten kann:
»In der formalen Offenheit, der De-Professionalisierung und Demokratisierung der
Herstellung und der damit einhergehenden Distanz vom akustischen Eigentums-Prinzip
zeigten sich in der Techno-Subkultur ästhetisch progressive Momente, die allzu
offenkundig inkompatibel mit den konservativen Strukturen des Mediums
waren.«2
2 Wilson, Peter Niklas: Aufbrüche im Abseits. Medientechnologie und musikalische
Kreativität – ein Ensemble der Widersprüche. In: Rösing, Helmut: Step across the
border. Beiträge zur Popularmusikforschung Bd. 19/20. Karben: Coda. 1997. S.
101ff.
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Dass hinter Techno Kompositionsweisen stehen, die mit dem augenscheinlich massiven
Einsatz hoch technologisierter Produktionsgeräte (siehe Kapitel 6, Produktionsweisen)
auch automatisierte technische Abläufe mit sich bringen, legt die Vermutung nahezu
ausschließlich automatisierter, d.h. ohne weiteres Zutun des Musikers von selbst
erfolgender Kompositionsprozesse nahe. Jedoch scheint dies nicht notwendig, schreibt
man Techno-Musikern ebenso wie Musikern anderer Popmusikrichtungen ein ganz
normales Maß an musikalischer Kreativität und kompositorischer Handlungsfähigkeit
zu:
»Darüber nachzudenken, ob und wie Technik »geistfähig« werden kann,
ist sicher für alle, die damit umgehen, eine ungeheure Herausforderung
und erst recht der experimentelle, kompositorische Umgang damit; diese
Mischung aus Rationalem und Emotionalem übt schon einen großen Reiz
aus.«3
3 Rainer Wehinger im Interview mit Harenberg, Michael: Neue Musik durch neue
Technik? Bärenreiter. Kassel, 1989. S. 146.
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Es ist ein Anliegen, im folgenden Kapitel Kompositionsprozesse von Techno-Musikern
besonders hinsichtlich ihrer intentionalen (rationalen) und intuitiven (emotionalen)
Vorgehensweisen transparent zu machen und nicht die technischen Produktionsbedingungen
als ausschlaggebende Urheber des Musikproduktes Techno in den Mittelpunkt zu stellen.
Die Technik schränkt den Musiker nicht von
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