- 71 -Volkwein, Barbara: What´s Techno 
  Erste Seite (i) Vorherige Seite (70)Nächste Seite (72) Letzte Seite (209)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

Das vorliegende Buch kann derartige gesellschaftsbezogene Ausführungen nicht wie die musikimmanenten Aussagen mittels musikwissenschaftlicher Analyse (Kapitel 7ff.) überprüfen. Gesellschaftliche Aspekte, die sich auch auf den musikalischen Gehalt beziehen, sind durchaus analytisch zu belegen.

Auf die These der Überwindung der von Techno-Machern kritisierten gesellschaftlichen Entwicklungsprozesse (Schnelllebigkeit, Leistungs- bzw. Zeitdruck, Starrheit, etc.) kann zumindest aus den philosophischen Perspektiven Breuers, Coustos, Masets, Lingners u.a. die bestätigende Vermutung folgen, dass Techno im Gefolge musikalischer Strukturen eine Rückbesinnung des Menschen auf sich selbst initiiert und so partiell die Überwindung immer schneller werdender und kaum zu verkraftender gesellschaftlicher Entwicklungsprozesse schafft.

Schlüssig scheint auch Meyers Ansatz, dass sich durch Techno die Sozialisierungsstrategien Jugendlicher geändert haben könnten. Einen Hinweis darauf geben die Shell-Studien seit 1997, die zeigen, dass unter Jugendlichen das Vereinsleben längst nicht mehr so attraktiv ist wie die Teilnahme an kommerzialisierten Erlebnisangeboten. Inwiefern nun die immer erschwinglicher werdenden Produktions- bzw. Vertriebsverfahren einen Demokratisierungsprozess in der Musik vorantreiben oder auslösen, kann diese Arbeit nicht beantworten. Beobachtbar ist, dass in Industrienationen wie Deutschland, Großbritannien oder teilweise Amerika ein solcher Prozess stattfindet, jedoch weniger bzw. kaum in Ländern einer sogenannten ›Weltperipherie‹ (arme, weniger industrialisierte Länder) und somit die Rede über eine Demokratisierung von und durch Musik zumindest kritisch gesehen werden muss. Vielleicht erscheint im Diskurs über Techno als einer neuen Jugendkultur eine Neu-Definition des Jugend-Begriffs erforderlich, denn nur durch bloße Beobachtungen im Feld (Clubleben, Fan-Magazine, Maydays, Techno-Paraden, etc.) wird deutlich, dass sich das Alter der Teilnehmer am Techno-Kultur-Leben bis in die Mittdreißiger und darüber hinaus ausdehnt. Auch dies jedoch kann das vorliegende Projekt nicht leisten.

Bestimmte Praktiken wie das Tanzen bis zur Trance, die durchaus den Wunsch vieler Menschen nach Rückbesinnung (wenngleich dies eine zunächst körperliche Rückbesinnung meint) zu sich selbst durch Musik dokumentieren, können anhand der Mittel sich wiederholender musikalischer Muster festgemacht werden. Desgleichen kann die feldforschende Beobachtung eine unmittelbare Wechselwirkung zwischen Musik und Tanzenden bzw. Teilnehmern feststellen.

Jedoch stehen vor allem in den nächsten Kapiteln der musikalische Gehalt von Techno, insbesondere die in diesem Kapitel angesprochenen techno-spezifischen klanglichen, strukturellen Eigenschaften und damit zusammenhängend die Produktionstechnik respektive die Produktionsbedingungen als zwei der wichtigsten Techno-Komponenten im Mittelpunkt der Untersuchung.


Erste Seite (i) Vorherige Seite (70)Nächste Seite (72) Letzte Seite (209)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 71 -Volkwein, Barbara: What´s Techno