Entspannungszonen‹, die
nach Reynolds91
91 Reynolds. A.a.O., S. 167.
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im Jahr 1989 in London starteten. Gemeint ist hier zum Beispiel ›The White
Room‹, einem extra für VIPs mit ruhiger Musik von Pink Floyd über Brian
Eno bis hin zu Mike Oldfield beschallten Areal, das während Paul Oakenfolds
Acid-House-Nacht im ›Heaven‹ statt fand. Alex Patterson, der später Kopf von The
Orb wurde, ließ diese Platten rotieren. Zur selben Zeit liefen andernorts in
London die sogenannten Spacetime-Partys, die Jonah Sharp, der später als Space
Time Continuum auf seinem »Reflective-Label« Ambient-Tracks veröffentlichte,
organisierte. Es ist anzunehmen, dass sein Umzug nach San Francisco die sogenannte
Chill-Out92
92 to chill out: abkühlen.
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Musik unter anderem in Amerika publik machte. Mit Mixmaster Morris hatte er einen DJ
und Produzenten engagiert, der heute als einer der populärsten englischen Ambient-DJs
gilt. Als ›Irresistable Force‹ veröffentlichte Morris 1992 auf »Rising High Records« das
beliebte »Flying High«-Album. Gemeinsam mit dem deutschen Produzenten Peter
Kuhlmann, bekannter als Pete Namlook, landete er 1993 das als programmatisch
geltende Ambient-Album »Dreamfish«. Namlook selbst arbeitete mit vielen aus der
elektronischen Musik bekannten Musikern zusammen, unter anderem mit Klaus
Schulze.93
93 Aus dieser Zusammenarbeit ist die Ambient-Serie ›The dark side of the Moog‹ (Fax
Records) entstanden.
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Diese Tatsache zeigt, dass es zu der ursprünglichen Ambient-Musik im Sinne von Eno
immer eine Verbindung gab und beide Entwicklungen nicht unabhängig voneinander
gesehen werden können.
Als eigentlicher Durchbruch und wegweisender Meilenstein von ambienter Musik in
den Neunziger Jahren gilt, so sind sich Szenekenner einig, das 1990 auf KLF
Communications von ›The KLF‹, namentlich von Bill Drummond und Jimmy Cauty,
veröffentlichte »Chill-Out«-Album, das dadurch zum ersten Mal eine offizielle
Renaissance dieser bereits lange existierenden Entspannungsmusik herbeiführte. Mit dem
Titel jedoch versehen ›The KLF‹ dieser modifizierten Musikrichtung einen eigenen
Namen, der zum Schlagwort für eine ganz spezielle Musik wird: Chill-Out-Music. 1991
folgt wegweisend »The Orbs Adventures Beyond The Ultraworld« von The Orb
(auf »WAU! Mr Modo / Big Life«) und ein Jahr später auf demselben Label
»UFOrb«, das ebenso wie die Tracks von ›The KLF‹ enorme Charterfolge feiern
konnte.
Die Auffassung von Ambient-Musik hat sich im Laufe der Jahre zunehmend verändert.
Ambient ist immer schon atmosphärische Musik gewesen. Ihre Funktionalität
und Produktionsweise hat sich geändert. Angefangen bei Werken von Erik
Satie94
94 »Musik, auf die man sich setzen kann wie auf einen Stuhl,« hat Satie seine musique
d’ameublement genannt. Vgl. hierzu: Wehmeyer, Grete: Erik Satie. Regensburg: Gustav
Bosse 1974.
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oder John Cage, die schon seinerzeit ein sehr unterschiedliches Verständnis von
Hintergrund- bzw. Umgebungsmusik hatten, über atmosphärische Musik von Brian Eno,
Kraftwerk, The Can, Tangerine Dream, Jean-Michel Jarre, jedoch auch aus dem
Industrial-Bereich von Throbbing Gristle und SPK bis hin zu neueren (wie den oben
besprochenen) Produktionen ist eine Gesamtbetrachtung dieses Genres auf jeden Fall
wichtig, weil zwischen dem heute verwendeten und mit Inhalt gefüllten Begriff der
Ambient(-Musik) und der schon über Jahrzehnte existierenden
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