Antwort
findet. Kann aus der Flut von Positionen überhaupt ein einheitliches Bild über
Techno als Oberbegriff und einzelne Kategorie derselben entstehen? Die Antwort
lautet: Ja. Wenngleich längst viele neue Gattungen elektronisch produzierter
Unterhaltungsmusik auf den Markt strömen, sich Stile weiterentwickelt und sich Formen
von Techno zum Liedhaften hin verändert haben, so wird doch deutlich, dass
die vorliegende Untersuchung ihre Aktualität nicht einbüßen muss. Denn die
Methoden einer Annäherung an elektronisch und computergestützt produzierte
Clubmusik sind durchaus auf andere Musikrichtungen anwendbar. Entscheidend
ist u.a. das allgemeine Prinzip von elektronischer Unterhaltungsmusik, das
die Analysen offen legen: Technik + kreative Zielsetzung + spartentypische
Rhythmen und Klänge + standardisierte Verfahrensweisen + Klangschichtung und
-reihung.
Für Techno heißt das: Sequenzer, Synthie, Sampler, Mixer, 808, 909 (und manchmal 303) + Tanz- bzw. Fühlbarkeit der Musik + Four-to-the-floor-Beat mit stets präsenter Bassdrum + innovative, mitunter geräuschhafte Klänge: Dies Alles in kleinen sich wiederholenden Klangpattern aufeinandergeschichtet und aneinandergereiht ergibt Techno. Die einzelnen Kategorien sowie ihre Bezeichnung haben verschiedene Ursachen: historischer Kontext (House nach dem Warehouse in Chicago), Produktionsbedingung (Techno nach seiner technologischen Umgebung), medial-griffige Vermittlung (hier im Speziellen Trance) spielen eine Rolle. Die in der Szene beschriebenen typischen Charakteristika für die einzelnen Ausprägungen bilden immer eine eindeutige Schnittmenge musikalischer Gemeinsamkeiten. Sie zu überprüfen und nachvollziehbar zu machen, wurde nicht nur durch die analytischen Skizzen typischer Techno-Schemata unternommen, sondern vielmehr durch die praktische, unter halbwegs typischen Produktionsbedingungen entstandene Wiederzusammensetzung des analysierten Materials, d.h. der klanglichen Elementarteilchen einzelner Techno-Facetten zu zeitlich komprimierten Tracks.1 So lässt sich House als fröhliche elektronische Discomusik mit souliger Frauenstimme, klarer Bassline, teilweise kitschigen Pianoriffs und synthetischen Streichern auf einem Four-to-the-floor beschreiben, während Techno wesentlich ›trockener‹, Bassdrum-orientiert, ohne große Vokaleinlagen, dafür eher mit klangspielerischen Elementen, jedoch in etwa gleichem Tempo auf geradem Four-to-the-floor besticht. Bei Acidhouse ist das Wesentliche die frequenzmodulierte Acidline, die im Ohr blubbert und zwitschert, derweil bei Gabba die extreme Geschwindigkeit und Verzerrtheit (fuzzed Drums) sowie die Härte des Sounds entscheidend ist. Wesentlich fülliger im Sound präsentiert sich zum einen Trance, das sich durch einfache Melodielinien und sphärische Flächensounds auf Techno-Geschwindigkeit hervorhebt, während sich die Chill-Out-Music oder Ambient ganz frei dem schwelgerischen Entfalten natürlich anmutender Klangteppiche und Raumvolumen schaffender Effekte hingibt.Um es auf einen kurzen Nenner zu bringen: »I[t’]s all dance music pieced together in the studio like some kind of aural patchwork«.2 – That’s Techno!Nicht zuletzt mit einem Blick auf das Desiderat einer noch auszuführenden Auseinandersetzung mit der (Klang-)Ästhetik von elektronisch produzierter Club- bzw. Unterhaltungsmusik sowie auf die daraus für die Popmusik resultierenden Konsequenzen |