9. That’s techno! Zusammenfassung und Ausblick
Wenn, wie im ersten Kapitel das Zitat von Jeff Mills dokumentiert, Techno eine Musik
sein soll, die man sich nicht vorstellen kann, dann bezieht sich dies nicht auf eine
unverstehbare Musik, sondern auf Sounds, die den (Pop)Musikhörern fremd und neu
erscheinen. Techno hat besonders in den frühen Jahren seiner Existenz mit
ungewöhnlichen Klängen und Klangzusammenstellungen überrascht. In der medialen
Vermittlung wurde händeringend nach einem handlichen Begriffsrepertoire für die
Erscheinung von Techno gesucht – bunt durcheinander gewürfelt war der Gebrauch des
Technobegriffs für ein soziokulturelles sowie musikalisches Phänomen. Erst aus
szeneinterner Sicht schälten sich die für die Musik adäquaten Klassifizierungen von
Techno heraus: House, Acid, Techno, Gabber/Hardcore, Trance und Ambient bildeten
bis Ende der 90er Jahre die tragenden Säulen elektronisch und computergestützt
produzierter Clubmusik. Nicht nur in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung
etabliert sich nun, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die Unterscheidung von Techno und
House als feststehende Größe, die rein musikalisch gesehen auch wesentlich
ist.
Techno ist im Grunde genommen als Unterhaltungsmusik klassifizierbar wie jede
andere U-Musikrichtung auch. Nahezu zwei Jahrzehnte lang verfügte diese Musik kaum
über liedhafte Strukturen, sondern bestand aus extensiven Aneinanderreihungen diverser
Klangschemata mit repetitiven Charakter. Technos zunächst sehr gewöhnungsbedürftige,
d.h. maschinenhaft anmutende oder frequenzmodulierte Sounds wurden längst schon von
der Popmusik- bzw. der Werbemusikindustrie vereinnahmt. Dennoch gibt es einen
nicht zu unterschätzenden, nicht der Werbung gemäß beliebigen Faktor der
Wiedererkennbarkeit (es existieren regelrechte Techno-Hymnen, extra für Love Parade
oder Mayday oder auch ganz »normale« Chartklassiker wie LFO von LFO oder Plastic
Dreams von Jaydee).
Bis vor kurzem war Techno sprachlos – und wenn doch Sprache vorhanden war, dann
bestand diese überwiegend aus gesampelten Stimmen, aus Fragmenten einer
Sprache.
Techno ist eine Trance-Musik, die konsequent mit technologischen Mitteln erzeugt
wird. Sequenzer, Synthesizer, Sampler, Drumcomputer und Computer sind die Erzeuger.
Vergleichbar mit dem Entstehen anderer Musik unterliegt auch Techno einem
kreativ-schöpferischen Schaffensprozess, nur ist der Auswurf quantitativ höher
einzuschätzen aufgrund der direkten und umfassenden Speichermethoden und dem schier
unendlichen erscheinenden Klangvorrat.
Techno ist fast food – fast music, die einer schnelllebigen Zeit entspricht, eine
technisierte Umwelt kopiert. Nichtsdestotrotz bleiben einige Tracks hängen: sie werden
mitunter geremixt, teilweise kopiert, zitiert, gesampelt, usw.. Ebendiese neue
musikalische Form des Remix’ hat Techno hervor gebracht, sie ist mittlerweile
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