eine dunkle Wolk herein (1646); Holder Mond, du silbern Schifflein (Gneist); Auf der Ofenbank (v. Knorr). Inwieweit Melodiebildung selbst im Einfachen zwingend werden kann, verdeutlichte sich mir bei der Ballade "Die beiden Königskinder". Fritz Reusch veröffentlichte folgende Weise 3: Gegenüber der bekannten Durmelodie mit dem Sexten- Septimen- und Oktavsprung, die zur fetten Harmonisierung lockt, und gegenüber der melodisch bewegten moll-Melodie aus Brandenburg, die im Bruder Singer abgedruckt ist, scheint die Monotonie der abgedruckten Weise geradezu geeignet, der Erzählung der Ballade Gehör zu verschaffen. Das Melodische ist zurückgenommen auf eine gleichmäßig schwingende, viergliedrige, kreisende Bewegung. (Der Quintraum a'-e'' wird zur kleinen Sexte ausgeweitet, und der Ganzton unter dem a' bestätigt den aeolischen Tonraum. Zentralton ist c''.) Wer sich die Mühe macht, selbst die 17 Strophen der Ballade zu singen, kann dabei zwangsläufig in horchendes Singen hineinkommen. Die Ballade, auf diese Weise zu gegebener Zeit einem Menschenkreis erzählt, wird ein intensives Zuhören bewirken. Horchendes - und in diesem Falle erzählendes - Singen schafft lauschende Zuhörer, mit gespitzten Ohren Zuhörende. Aber freilich, um in dieser Weise zum Zuge zu kommen, muß wiederum als Voraussetzung Stille ringsum sein. Shakespeare sagt es im "Kaufmann von Venedig" so 4: Die Krähe singt so lieblich wie die Lerche,
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