Es ist ein seltenes und schönes Beispiel pentatonischer Melodiebildung. Der Ablauf a bb' cc' a ist liedhaft. Ein stehender Ruf am Anfang und am Ende, fallende Melodik dazwischen, jede Zeit in sich zweigegliedert, auch echohaft zu begreifen.

Auch die Seefahrt überliefert musikalische Reste. Vielleicht wird zum Wachwechsel tatsächlich noch das "Reis ut, Quarteer!" gesungen.- Auf die ergiebige und an spruchslose Möglichkeit, Weckrufe und Nachwächterrufe frei zu erfinden, wobei Wetterlage und Lebenssituationen den Text bestimmen können, sei wiederum hingewiesen.

Zum kindlichen Singen gehören Spottrufe, wenn ihr Funktion auch nicht immer als schön zu bezeichnen ist. "Ist ein Mann in 'n Brunnen gefallen ..."; "Schornsteinfeger, schwarzer Neger ..." usw.

Die Blätter der Liedblattreihe "Das singende Jahr" 10 haben auf ihrer Titelseite immer einen Leitspruch, der zugleich als "Ansingelied" im Offenen Singen dient. Damit ruft der Ansingechor die Menge an und auf, lockt zum Singen, schafft eine Grundatmosphäre. "Kommt zum Singen, laßt uns nicht warten!" "Ich möchte Leuchtturm sein in Nacht und Wind, für Dorsch und Stint, für jedes Boot, und bin doch selbst ein Schiff in Not!" "Fang fröhlich an, wagt und gewinnt den Tag!" 11

Die sinntragende Fülle der Liturgie gibt dem rufenden Singen im Kultischen Maß und Richtung. Im Wechselsingen von Liturg und Gemeinde vollzieht sich Zuruf und Gegenruf, Hall und Widerhall. Das Wechselsingen prallt nicht gegeneinander, es geht vielmehr hin und her. Es schwingt im Sinn der Anrufung nach oben und zugleich nach innen (zum Menschen) zurück. Im Introitus und in der Salutation, im

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