- 221 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
  Erste Seite (1) Vorherige Seite (220)Nächste Seite (222) Letzte Seite (248)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

nach dem Polenfeldzug eingezogen worden und war während der ganzen Kriegszeit Soldat.

W.: Was macht nun ein Musikpädagoge, wenn er in den Krieg gerät?

S.: Zunächst vergißt er alles, er muß sich ja dem Geschehen stellen, das an ihn herankommt. Ich war zunächst in einer Flakabteilung, die in Danzig stationiert war und die ausschließlich aus Danzigern bestand. Kurz nachdem ich eingezogen war und dieser Abteilung zugeordnet war, zog diese Flakabteilung an den Bodensee. Ich glaube, daß ich 10 Tage mit dieser Abteilung in Zivil mitgereist bin, man hatte keine Uniform für mich.

Einmal saß ich in einer Roten-Kreuz-Station auf einem Bahnhof und sah dort einen Oberleutnant sitzen, der in einer Partitur las. Ich war so freimütig, ihn anzusprechen. Dieser Oberleutnant Doerlimann war Chorleiter im Rheinland, der auch eine Chorschule für 12-Ton-Musik geschrieben hat. Als ich mich nun mit ihm bekannt gemacht hatte, bekannte er mir, daß er jemanden wie mich gesucht habe. Er wollte jemanden finden, der aktiv in der Wehrbetreuung tätig sein könne. Er erreichte dann sehr bald, daß ich nach Bukarest abkommandiert wurde.

Meine erste Tätigkeit unter diesem neuen Zeichen bestand darin, aus den verschiedenen Einheiten, die an der Schwarzmeerküste lagen, eine kleine Auslesegruppe von Musikbeflissenen zusammenzuholen. Sie sangen dann unter meiner Regie dreistimmige Chorsätze. Nach einer gewissen Zeit wurden diese Gruppen wiederum zusammengefaßt zu einem größeren Chor, und wir hatten in den einzelnen Batterien Kameradschaftsabende und andere Musikveranstaltungen durchzuführen.

Diese Tätigkeit hielt verhältnismäßig lange an. Bis meine Truppe nach Rußland versetzt wurde. Der Rußlandfeldzug hatte schon begonnen. Meinem Batteriechef war diese Tätigkeit von mir schon immer ein Dorn im Auge, und er pflegte zu bemerken: "An solchen Leuten wie Ihnen ist schon der vorige Krieg verloren gegangen."

Unsere Batterie ist damals immer hinter der kämpfenden Truppe gewesen, um Flakschutz zu bieten.

So haben wir etwa auch den Flakschutz für Göring abgegeben bei Winetza. Wir sind auch Flakschutz in Kiew gewesen und in der Rominter-Heide.


Erste Seite (1) Vorherige Seite (220)Nächste Seite (222) Letzte Seite (248)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 221 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten