- 210 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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Aufzugsmusiken und um Stellen, die als besondere Passagen herausfallen und teilweise Höhepunkte des Stückes ausmachen.

Meine Gruppe bestand aus vier Musikern: einer Flöte, einer Geige, einer Bratsche und einer Gitarre. Unser Platz war auf der Bühne, wir waren also kostümiert. Immer wurde die Musik so benutzt, daß sie unmittelbar an der Spielhandlung beteiligt war, indem die Spieler selbst den Einsatz für die Musik gaben. Oder umgekehrt, daß die Musiker den Spielern ihren Einsatz zurückgaben. Diese Spielfahrt ging, glaube ich, durch 18 Städte, sie endete im Zentralinstitut für Erziehung und Unterricht in Berlin. Die erste Veranstaltung fand im Musikheim in Frankfurt/Oder statt. Meine Musikanten waren stets so von dem Spiel gefesselt, daß sie oftmals nur mit Not ihren Einsatz brachten. Daß das nach 18 Aufführungen noch möglich war, so gefesselt zu sein, bezeugt ja, mit welch einer Hingabe und mit welch einem Eifer die Spielhandlung getragen wurde.

W.: Ich meine, Sie sollten versuchen, den Charakter des Luserkeschen Laienspiels weitergehend zu beschreiben.

S.: In der Spielweise, die sich von Luserke herleitet, ergibt sich der Versuch, alles mögliche ins Spiel zu bringen, d.h. mitzuspielen, was sich aus der Sprache ergibt. Die Sprache wird als Ansage zum spielerischen Gestalten benutzt, wogegen in einem Berufstheater die Sprache häufig nur philosophisch benutzt wird.

Am deutlichsten wurde das mal bei der Stelle des Schafschurfestes im Wintermärchen. Wir hatten in unserer Laienspielgestaltung versucht, dieses Fest wirklich als Fest zu gestalten, als Spaß und Spott. Wir gingen davon aus, daß das Fest angesagt war und die Schauspieler es ausführen mußten. In Theateraufführungen war das alles reduziert auf ein Minimum, damit die literarische Aussage zur Geltung kommt und die Wichtigkeit der Sprache auch bei einer solchen Szene in Führung bleibt.

Luserke war ein Außenseiter, schon durch seine Arbeit mit Laien. Das große Gewicht, das ich dieser Theaterform hier gebe, ist - wie mir scheint - nicht allein ein Vergnügen an der Sache, sondern die Erkenntnis, daß hier etwas sehr Bedeutungsvolles geleistet worden ist. Etwas Bedeutungsvolles, das leider keine breitere Bekanntheit bekommen hat. [...]


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