neueren Wünschen nicht sein. Denn alles dies ist ja nicht im Dienst der Funktionalität, die Gesellschaft als solche zu verändern. So heißt es denn in bitterer Ironie:

"'Die Wiener Festwochen in europäischer Sicht', das ist fürwahr ein Festivalprogramm, das in seiner Art in Europa einzigartig ist."

Bei Friedrich Gulda am Ossiacher See, beim Improvisationsfestival, scheint eine Synthese unserer Zeit gefunden. Bachmann nennt es so: oft begeisternd, gelegentlich schrecklich und zuweilen Oberammergau. Der Bericht enthält einen bemerkenswerten Passus:

"Eine Gruppe von fünf arabischen Instrumentalisten und fünf erstklassigen Jazzmusikern bringt eine faszinierende Synthese von Folklore und Jazz, aufgebaut auf den komplizierten Rhythmen der Beduinen, eingebunden in eine lockere, Raum für Improvisationen lassende Suitenkomposition des Leiters der Gruppe, George Gruntz aus Basel. Die Begeisterung schlägt Wellen, die Musiker machen sich den "Spaß" einer rhythmisch aufgeheizten Coda und Unerwartetes geschieht: die swingende Menge will nicht fort, sie klatscht eine simple Floskel, singt eine Tonfolge, die sie behalten hat; immer mehr stimmen ein, der Kreis zum Podium hin wird immer enger, einige tanzen - vor dem Podium und auf dem Podium, der Schlagzeuger Stu Martin greift den Rhythmus auf, differenziert ihn und kann, das ist das Erstaunliche, das euphorische Geschehen auch beenden; alle gehen ruhig nach Hause ... Was hier, nach dem Abend mit den Beduinen, vor sich ging, war nicht Konsumation, sondern Kommunikation, das momentane Überfluten der Affekte, nicht rauschhaft exzessiv, sondern im Gleichklang von Musik, war nicht kalkuliert hervorgebracht, sondern spontaner Entscheid des Publikums. Aufbrechendes Lebensgefühl - gleichwohl gebändigt."