- 139 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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Geräusch, Klang, Rhythmus,

eine Auswahl unter den Werkmitteln, mit denen in der Musik komponiert wird. Man könnte fortfahren: Melodie, Harmonie, Struktur, Form, Deklamation, Tempo, Dynamik und Agogik ... Die Begrenzung auf Geräusche, Klänge, Rhythmen deutet zugleich an, daß diese Mittel sich in der neueren Tonsprache verselbständigt, Eigenbedeutung gewonnen haben, besondere Akzente im Rahmen musikalischer Ausdrucksmittel setzen.

Geräusche

Der Theatraliker bedient sich seit je der Geräusche: das Knarren einer Tür, das Herunterpoltern auf einer Treppe, das Fallen eines Gegenstandes, scharren und kratzen, knistern und knacken, zischen und hauchen - Geräusche, die noch kaum die Dimension der Klänge erreichen. Auch die Musik versteht sich heute nicht nur als geordnetes Tonsystem, sondern sie bezieht alle akustischen Erscheinungen mit ein. Zu den Übungswegen der Rhythmisch-musikalischen Erziehung gehören zum Beispiel: Augen schließen, lauschen und horchen, mit dem Wort das Gehörte benennen; d.h. also wach werden für die uns umgebende tönende Welt. Eine andere Aufgabe heißt: Alle Gegenstände auf ihre tönende Möglichkeit hin abklopfen und - damit ist die Klangdimension gewonnen - die Klänge in ihrer Helligkeit, Farbe, Dichtigkeit, Volumen benennen.

Die Dimension der uns umgebenden Geräuschkulisse wird sofort gegenwärtig, wenn man die Titel der Spezialaufnahmen der Schallplattenindustrie 4 aufführt: Das häusliche Leben, Schritte, der Krieg, Flugzeuge, Maschinen- und Arbeitsvorgänge, Kuriosa. Aus diesen Platten seien im einzelnen aufgeführt: Maschinenpistole, Flattermine, Fliegerangriff, Vorbeiflug von Düsenflugzeugen bei einer Truppenparade, Schiffswerft (mit Niethämmern), Transportable Säge, Geräusche von Termiten bei der Arbeit, Nachtkampf zwischen Schakalen und Hunden. Es gibt im Spiel zweifellos alle Situationen des täglichen Lebens, die der entsprechenden Geräuschkulisse bedürfen. So scheint nichts einfacher als Geräuschplatten zu nutzen und entsprechende Stellen einzublenden. Wohl ist es eine technische Kunst, "musique concrète" auf Tonband und Schallplatte einzufangen, aber eine andere Kunst ist es, Geräuschkulissen mit eigenen Mitteln zu

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