einer seelisch besonders differenzierten Musik. Die Musik wurde schließlich zum reinen Seelengemälde. "Die Musik hätte zwangsläufig durch sich selbst Ernüchterung herbeigeführt", wenn nicht die Komponisten gewesen wären. Die Ausdrucksmittel, der Gebrauch des Tonmaterials wandelte sich, die Theorie für diesen Gebrauch hinkte hinterher. Im Zuge der theoretischen Neuorientierung entwickelte sich nunmehr ein Zug zur Theorie aus der Theorie und die Gefahr, der Theorie nachzukomponieren und den Zusammenhang von Mensch und Komposition zu verlieren. Ist nicht die Bezeichnung "Erfinder von Musik" charakteristisch für ein konstruktives kompositorisches Denken? Gibt es von dieser Auffassung zu der natürlichen eine Brücke? Es sei erlaubt, mit einer Metapher die Brücke zu bauen. Unser Lebensgefühl wird in verschiedenem Maße erregt durch Gehen, Laufen, Schlittschuhlaufen oder Skifahren. Es treibt uns zu sportlichen Veranstaltungen, um teilzuhaben an der Schönheit und Leistungsfähigkeit des Menschen. Mit Sehnsucht bewundern wir den Eislaufkünstler in seiner schwerelosen Gelöstheit, träumen oder wünschen uns in seine Fähigkeiten hinein. Aber es entsteht auch ein genußreiches Lebensgefühl, wenn wir uns der Konstruktionen des Autos oder des Flugzeugs bedienen. Wir brauchen dabei gar nicht um die Konstruktionen dieser Fortbewegung zu wissen. So auch erzeugt eine konstruktive Musik, deren Konstruktionsgeheimnis mit organischen Maßen kaum noch zu messen ist, in uns ein Lebensgefühl, wir geraten in irgendeiner Weise in Bewegung. Vielleicht würden wir uns wohler fühlen, wenn wir wüßten, daß die "Konstrukteure" der Musik auch das Natürliche zugleich verkörpern und zu leben wissen. Vielleicht hieße das beide Entwicklungen zugleich bejahen.