Die statische Kunst, das Bauwerk wird bei einer Besichtigung mit einem Blick als Ganzes erfaßt. Die Atmosphäre eines sakralen Raumes kann im Bruchteil einer Sekunde zum Eindruck werden, ohne daß ein registrierendes Bewußtsein von Längen- und Höhenmaßen, von Säulen- und Wandelgängen, von Längs- und Querschiff in Tätigkeit tritt. Musik ereignet sich indessen im Zeitablauf. Der Eindruck des Ganzen entsteht durch die Teilnahme am Geschehensablauf, durch den Mitvollzug der musikalischen Ereignisse. Die Klangatmosphäre einer Symphonie ist viel zu wechselnd, als daß sie als einheitlicher Eindruck bestehen bliebe. Wohl kann es gefühlsmäßige Reaktionen, atmosphärische Eindrücke von Zeit zu Zeit geben, gewissermaßen punktuell, aber sie bleiben zufällig, wenn das musikalische Geschehen nicht verfolgt wird. Der Zugang zur Musik liegt also darin, dem Lauf einer Musik folgen zu können, die tönenden Ereignisse wahrzunehmen. Wie sieht das aus?

Die Analyse des Bartók-Violinkonzertes durch Karla und Wilhelm Twittenhoff 3 bedient sich folgender Gliederung:

Abschnitt - Takt - Bezeichnung - Metronom - Dauer - Musikalisches Geschehen. Unter der Rubrik "Musikalisches Geschehen" steht für den 1. Satz: Komplex des 1. Themas - Sechzehntelbewegung, Überleitung zu - Thema, Kanon im Orchester, Überleitung - chromatische Sechzehntelbewegung, Überleitung zu - Thema, Kanon im Orchester, Überleitung - chromatische Sechzehntelbewegung, Quintolen - Zwölftonfassung - Quintolen, Sextengänge - Quartenthema - Bläserrhythmus, Orchesterkanon - Umkehrung des Themas - usw.

Eine derartige Analyse, die in sich vorbildlich ist, bedient sich einer Fachsprache. Die Teilnahme am Geschehen ist aber schon ohne Fachterminologie möglich. Der Hörer müßte es z. B. so bemerken:

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