- 111 -Sydow, Kurt: Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten 
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Erweckung. Das war 1926 in Hildesheim unter Helmut Mönkemeyer, dem jetzigen Leiter der Musikschule der Stadt Krefeld. Helmut Mönkemeyer glaubt, bei der "Entdeckung" der Motette "Jesu meine Freude" durch die Singbewegung dabeigewesen zu sein, Anfang der 20er Jahre im Chor der Akademischen Vereinigung in Marburg. Für diese Gruppe ist Hans Bohnenkamp ein lebendiger Zeuge. Er berichtet darüber, wie sie 1919 - nach dem Kriege also - anfingen, Bachsche Choralsätze zu singen. Die Entwicklung ging zu Bachs Motetten und zur geistlichen Chormusik von Schütz. Zu diesem Kreis gehörte der Philosoph Wilhelm Kamlah, dessen Neuausgabe Schützscher Chormusik einen wesentlichen Anstoß für eine neue Chorpflege gegeben hat. Interessant aber ist zu hören, daß Fritz Schmidt, der pensionierte Musicus der Adolf-Reichwein-Hochschule, durch das Singen des damals durch Celle reisenden Chors der Akademischen Vereinigung so getroffen, oder besser betroffen wurde, daß er durch diese Begegnung einem billigeren "Viva la musica-Stil" Valet sagte.

Die Chronik möchte meinerseits noch Ergänzungen finden. In der ehemaligen freien Schulgemeinde, Schule am Meer auf Juist, deren Bachpflege sich von August Halm herleitete, dem wegweisenden Musiker und Musikwissenschaftler - einst in der Schulgemeinde Wickersdorf im Thüringer Wald - sang ich die Motette bei Eduard Zuckmayer. - Auf den deutsch-englischen Treffen im Musikheim Frankfurt a. d. O. unter Georg Götsch und Rolf Gardiner und den anschließenden Chorfahrten in Ostdeutschland, Northumberland, Yorkshire und Dorset war "Jesu meine Freude" vornehmlich das Werk, das die Geister zusammenband. So verbindet sich für mich mit dem Werk ein Stück gelebten Lebens, ehe es mir selbst vergönnt war, lehrend und, wie ich wohl wünschte, Leben weckend durch diese Motette zu wirken.

Wenn die von Gottfried Wolters und Konrad Ameln im Möseler Verlag besorgte Drucklegung in Einzelausgaben der Bachschen Motetten - nun in den geläufigen Violin- und Baßschlüsseln - seit 1950 eine ungewöhnliche Auflagenhöhe für "Jesu meine Freude" aufweist, so darf darin nicht zuletzt eine Auswirkung der Singbewegung vermutet werden. Danach müßten 800 bis 900 Chorgruppen mit diesem Werk umgehen.


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