Auch die vorliegende Arbeit kommt zu dem Schluss, dass der Handel mit
Musik in digitalen Formaten im Internet zum jetzigen Zeitpunkt kaum in ein
gewinnbringendes Geschäftsmodell zu überführen ist. Die Tonträgerindustrie hat auf
Grund ihrer Gebundenheit an geltendes Recht erhebliche Nachteile gegenüber den
»Internetpiraten«. Diesen ist zudem aus heutiger Sicht weder mit juristischen
noch mit technischen Maßnahmen beizukommen. Letztendlich kann daher kein
legales Angebot mit den Tauschbörsen konkurrieren. Besonders fatal ist dies, da
abzusehen ist, dass sich das Internet in immer größerem Umfang durchsetzen
wird. Die Tauschbörsen werden auch in den kommenden Jahren noch einen
großen Zulauf haben, und die Tonträgerindustrie muss sich auf weitere Verluste
einstellen.
Insgesamt ist jedoch nicht zu erwarten, dass der traditionelle Tonträgerhandel
innerhalb der nächsten Jahre komplett verschwindet. Es wird immer Menschen geben,
die an physischen Tonträgern interessiert sind – und sei es nur deswegen, weil eine
hundertprozentige Internetanbindung innerhalb der Bevölkerung nicht zu erwarten
ist.
Außerdem ist das Phänomen Filesharing besonders an bestimmte Altersgruppen und
bestimmte musikalische Repertoiresegmente gebunden. Wie Hartmut Spieseke zu
Recht anmerkt, ist wohl kaum zu erwarten, dass sich ein Liebhaber klassischer
Musik einzelne Sätze einer Symphonie herunterlädt. Auch gibt es nach wie
vor Hörer von Popmusik, die das komplette Album eines Künstlers besitzen
wollen.7
Interview mit Dr. Hartmut Spiesecke (Pressesprecher des Bundesverbands
der Phonographischen Wirtschaft e.V.) vom 22.11.2002. Das vollständige Interview befindet
sich im Anhang dieser Arbeit.
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Kurzfristig ist zwar zu erwarten, dass die illegalen Angebote im Internet dem
physischen Tonträgermarkt weiterhin Anteile abnehmen und zugleich den Aufbau
eines legalen Online-Handels behindern. Je mehr sich jedoch Musik in digitalen
Datenformaten als vollwertiges Audio-Format etabliert, die Nachfrage nach solchen
Formaten also nicht mehr hauptsächlich vom Kostenfaktor, sondern von einem echten
Bedarf gesteuert wird, desto wahrscheinlicher wird es, dass Qualität wieder eine größere
Rolle spielt.
Auf lange Frist, dies ist jedoch reine Spekulation, könnten die legalen
»High-Quality-Angebote« der Tonträgerindustrie daher den Tauschbörsen, die keinerlei
Qualitätsstandards garantieren können, wieder Nutzer abnehmen.
Zu diesem Zeitpunkt wird die Tonträgerindustrie wieder in eine Phase des
Wachstums eintreten. Wann und ob dieser Zeitpunkt eintritt, ist jedoch nicht
prognostizierbar. Die folgende Abbildung stellt diese Entwicklung skizzenhaft
dar:
Phase 1 stellt die Gegenwart dar. Immer weniger Menschen sind bereit, die hohen
Preise für CDs zu bezahlen, und entdecken die illegalen »Gratis-Angebote« der
Tauschbörsen. Die legalen Angebote auf dem Online-Markt sind hinsichtlich des
Repertoires zu eingeschränkt oder in der Handhabung zu umständlich, sodass sie ihre
potenziellen Kunden an Filesharing-Services verlieren.
In Phase 2 verstärken sich diese Tendenzen durch die bereits erwähnten Netzeffekte
noch. Mit der zunehmenden Durchsetzung von Musik in digitalen Formaten als
vollwertiges Audio-Format steigt jedoch auch der qualitative Anspruch an die
Musikdateien. Musikkonsumenten mit höherem Budget steigen daher allmählich