7. »Die Konterrevolution«
Wie bei allen Revolutionen wehren sich die etablierten
Kräfte und Mächte nach Leibeskräften gegen die Neuerungen, die ihnen aufgezwungen
werden sollen. Zwar hat mittlerweile auch die Tonträgerindustrie erkannt, dass es
unmöglich ist, die sich mit dem Internet und anderen technischen Entwicklungen
ergebenden Veränderungen aufzuhalten oder gar wieder rückgängig zu machen, sie
kämpft jedoch um die Oberhand im »Zeitalter des Zugangs«.
Die »Konterrevolution« der Tonträgerindustrie umfasst drei Stufen: Die erste besteht
aus juristischen Maßnahmen, in der gegen »Internetpiraten« oder zumindest deren
Infrastruktur vorgegangen wird. Bekanntestes Beispiel hierfür ist der bereits mehrfach
erwähnte Napster-Prozess. Die zweite Stufe ist technischer Natur. Hier wird versucht, die
Internetpiraterie mittels Kopierschutz und anderer technischer Hilfsmittel unmöglich zu
machen und sogar zu sabotieren. Mit dieser Stufe beschäftigt sich dieses Kapitel.
Die dritte Stufe ist weniger kämpferisch, sondern besteht aus der Entwicklung
eigener, legaler Geschäftsmodelle, die eine Alternative zu den illegalen Angeboten
bieten sollen. Diese Stufe kann nur erfolgreich sein, wenn die beiden ersten
bereits weitgehend umgesetzt wurden. Die dritte Stufe ist Thema des achten
Kapitels.
Hartmut Spiesecke, konstatiert:
»Ein ökonomisches Modell kann [...] nur in dem Maße erfolgreich sein, in
dem es uns gelingt, gleichzeitig auch illegale Musikangebote zwar nicht zu
eliminieren, jedoch zurückzudrängen. Zur Zeit ist es so, dass im Internet alles
nebenan ist, ein Klick weiter. Wenn Sie im Supermarkt stehen und haben
links ein Pfund Butter für einen Euro und rechts ein Pfund Butter, das
kostet gar nichts und hat die gleiche Qualität, so gibt es aus ökonomischer
Sicht kaum einen Grund, nach dem kostenpflichtigen Angebot zu greifen.
Demnach müssen wir, um ökonomische Modelle auf Dauer wirklich erfolgreich
zu machen, konsequent und auch erfolgreich gegen illegale Angebote vorgehen.«1
Interview mit Dr. Hartmut Spiesecke (Pressesprecher des Bundesverbands der
Phonographischen Wirtschaft e.V.) vom 22.11.2002. Das gesamte Interview
befindet sich in Anhang (A) dieser Arbeit.
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7.1. Kopierschutz für Compact Discs
Als erste Reaktion, sowohl auf das private Kopieren von CDs als auch auf die
Internetpiraterie, versuchen die Tonträgerfirmen, ihre CDs durch Kopierschutzmechanismen
zu sichern. Sie setzen hierbei auf unterschiedliche Technologien, die jedoch nicht im
Einzelnen beschrieben werden sollen.