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Im Rahmen der Wertschöpfungskette von Filesharing-Netzwerken finden die Tonträgerindustrie und die Musikschaffenden, also existentiell notwendige Elemente des dargestellten Prinzips, keine Erwähnung. Dies ist ambivalent zu sehen, denn auf der einen Seite können natürlich keine MP3-Dateien getauscht werden, wenn nicht vorher das musikalische Repertoire geschaffen wurde. Auf der anderen Seite jedoch wird zumindest die Tonträgerindustrie die Wertschöpfungskette von Filesharing aller Voraussicht nach nicht kommerziell nutzen können. Bei der Analyse der Wertschöpfungskette, besonders von dezentralen Netzwerken, fällt nämlich auf, dass die Nutzer durch Digitalisierung, Encodierung und Indizierung nahezu die gesamte Wertschöpfung selbst vornehmen.28
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Und auch eine Studie des Timelabs Research Center kommt zu dem Schluss:
»Für den b2c-Bereich [Business-to-Consumer] gibt es zur Zeit keine validen Geschäftsmodelle auf p2p-Basis. Der Versuch, für Inhalte in p2p-Netzwerken Geld zu verlangen, wird auf unabsehbar lange Zeit daran scheitern, dass die gleichen Inhalte in konkurrierenden, nicht-kommerziell betriebenen Netzwerken kostenlos erhältlich sind.«29
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Abschließend sei noch ein Kuriosum erwähnt: Während in der traditionellen Wertschöpfung des Tonträgermarktes die Produktbündelung, also die Kopplung mehrerer Titel auf einer CD, ein wichtiger Faktor ist, verhält es sich bei Filesharing-Netzwerken genau umgekehrt: Gerade die »Entbündelung« der Titel wird von den Teilnehmern geschätzt, da man direkt auf die »Hits« eines Albums zugreifen kann. Die Kräfteverhältnisse verschieben sich also zu Gunsten der Endkonsumenten, die mehr Kontrolle über Wert schöpfende Schritte gewinnen. Diese Entwicklung wird als »Napsterization« bezeichnet.30
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