Inhaltlich gebunden ist auch die musikalische Struktur zu Beginn der Todesverkündigungsszene der Walküre, eine Stelle, die besser als jedes andere Beispiel das verdeutlicht, was Adorno mit "abstrakter Zeitordnung" meint:
Beispiel 3: Die Walküre, 2. Aufzug, 4. Szene
![]()
Das 3-Ton-Motiv der Schicksalsfrage verliert sich ab dem zweiten Takt im musikalisch leeren Raum, in dem nichts übrig bleibt als eine auf die Pauken übertragene "taktierende Gestik". Die auffallend schematische 4-Takt-Periodik aber wird hier gewissermaßen zum formalen Gerippe einer abgestorbenen Zeitordung und damit zum Sinnbild des Todes, den Brünnhilde vergegenwärtigt.
In all den genannten Beispielen ist die Entwicklungslosigkeit thematisch gefordert und nicht ohne Gewaltsamkeit als "Rückbildung des musikalischen Bewußtseins" interpretierbar. Eine gezielte Kritik hätte sich demzufolge zuallererst auf den Ideologiegehalt von Handlungsinhalten einzulassen, die einen sich entwickelnden Fortgang nicht zulassen.
|