- 46 -Schmidt, Patrick L.: Interne Repräsentation musikalischer Strukturen 
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beides) unterschieden sich untereinander nicht bedeutsam, die Leistungsverschlechterung gegenüber der Kontrollbedingung ohne Interferenz war dagegen signifikant.

Virpi Kalakoski (1997) untersuchte das Gedächtnis für musikalische Notation bei acht Musikern und acht musikalischen Laien. Über einen Bildschirm sahen die Untersuchungsteilnehmer immer nur eine einzelne Note für zwei Sekunden an wechselnden Orten des Notensystems. Die lautlos dargebotenen Tonfolgen (11–13 Töne) wurden also nicht als Ganzes präsentiert. Die Teilnehmer sollten sich die Tonfolge vollständig merken und nach Beendigung der visuellen Darbietung notieren. Es gab zwei Bedingungen: Zum einen wurden die Teilnehmer angehalten, ein »Pseudowort« ununterbrochen vor sich herzusagen; zum anderen wurden sie gebeten, sich einen vorgegebenen Großbuchstaben vorzustellen und per Tastendruck anzuzeigen, ob der Winkel bzw. Bogen des Buchstabens nach links oder rechts zeigt (z. B. links: J bzw. rechts: P). Kalakoski ging von der Hypothese aus, dass die artikulatorische Unterdrückung nur die Musiker beeinträchtigen würde, da diese im Gegensatz zu den Laien fähig sind, visuelle Notenmuster in auditive Repräsentationen zu transformieren. Die Ergebnisse zeigten, dass alle Teilnehmer mehr Noten in der Kontrollbedingung (K) (Notenlesen ohne Zusatzaufgabe) als in der artikulatorischen Interferenzbedingung (AI), sowie mehr Noten in der artikulatorischen als in der visuellen Interferenzbedingung (VI) erinnerten. D. h.: K > AI > V I. Der Effekt der artikulatorischen Interferenzbedingung steht im Einklang mit der Studie von Robert H. Logie und J. Edworthy (1986), in der sich die Unterdrückung der Artikulation auf das Rehearsal musikalischen Materials auswirkte. Entgegen der Hypothese von Kalakoski beeinträchtigte die artikulatorische Interferenz auch die Leistung der musikalischen Laien, trotz der Tatsache, dass diese die visuellen Notenmuster nicht in eine auditive Repräsentation transformieren konnten. In einer Befragung nach dem Experiment gaben die Teilnehmer an, verbale Umschreibungen verwendet zu haben, um sich die Notenmuster zu merken. Der Effekt der visuellen Interferenz ist schwieriger zu interpretieren. Eine Interpretationsmöglichkeit besteht darin, dass der Aufbau einer musikalischen Vorstellung nach Noten ebenfalls visuelle Vorstellungen erfordert. Darüber hinaus bedingte die visuell-räumliche Zusatzaufgabe auch eine motorische Antwort (Bedienen einer Computertastatur), die möglicherweise zu einer Verschlechterung der Leistung führte. Es erscheint jedoch wahrscheinlicher, dass die allgemeine kognitive Belastung zu diesem Effekt führte (s. a. Logie 1995; Kalakoski 2001).

In einem weiteren Experiment von Virpi Kalakoski (1999) wurden zehn Musikstudenten und sieben musikalische Laien Notenmuster bestehend aus vier, acht oder 16 schwarz ausgefüllten Notenköpfen ähnlich wie oben präsentiert. In den Zusatzbedingungen wurde den Teilnehmern zuerst eine Melodie oder ein Pseudowort akustisch dargeboten oder sie sahen eine Matrix. Dann erschienen die zu merkenden Noten der Hauptaufgabe nacheinander und ohne Ton auf einem Bildschirm. Danach wurde je nach Zusatzaufgabe eine zweite Melodie, ein Pseudowort oder eine visuelle Matrix präsentiert. Die Aufgabe der Teilnehmer bestand darin, per Tastendruck anzuzeigen, ob die beiden Items der jeweiligen Zusatzbedingung gleich oder verschieden waren. Schließlich wurden sie gebeten, sich die in der Hauptaufgabe präsentierten Noten ins Gedächtnis zu rufen und zu notieren. Die mit Vorsicht zu genießenden Ergebnisse zeigen nach Kalakoski eine »Tendenz« bei den aus


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