eine
Vorstellungs- bzw. Gedächtnisaufgabe, die auch Rehearsal erforderte (Distraktor). In der
Studie wurde untersucht, ob der verzögerte Vergleich von zwei Tonhöhen durch die Art der
ablenkenden Zusatzaufgabe, die zwischen den beiden Tonhöhen imaginiert wurde,
beeinflusst wird. In einer verbalen Distraktoraufgabe wurden den Teilnehmern zunächst vier
Ziffern auf einem Bildschirm präsentiert. Im Zeitintervall zwischen der akustischen
Darbietung der beiden Tonhöhen wurden die Versuchspersonen gebeten, sich die
Reihenfolge der zuvor präsentierten Ziffern ins Gedächtnis zu rufen. Mit Hilfe einer
Computermaus sollten sie dann auf einem Bildschirm das Feld anklicken, das die richtige
Reihenfolge der Ziffern enthielt. In der auditiven Distraktorbedingung hörten sie zuerst
eine Folge von vier Tonhöhen und wurden dann gebeten, die Kontur der Tonfolge
durch Mausklick auf ein Antwortfeld zu identifizieren. Die Ergebnisse zeigten,
dass die Distraktoraufgabe den Tonhöhenvergleich nicht beeinflusste, wenn das
dazwischen liegende Zeitintervall 0,5 Sekunden betrug. Bei einem Intervall von
10 Sekunden dagegen beeinträchtigten sowohl der verbale als auch der auditive Distraktor
die Leistung beim Tonhöhenvergleich. Keller et al. folgerten daraus, dass verbale
und auditive Vorstellungen den für die Tonhöhenunterscheidung erforderlichen
Rehearsalprozess stören. Der Effekt fiel allerdings kleiner aus als in einer Studie von
Thomas Pechmann und Gilbert Mohr (1992), in der nur akustisch präsentierte
Interferenzstimuli verwendet wurden. Beide Studien zeigen jedoch den Effekt von
verbalen und tonbezogenen Interferenzaufgaben bei musikalisch nicht vorgebildeten
Teilnehmern. Bei den Musikern der Studie von Pechmann und Mohr schien der verbale
Distraktor keine Wirkung zu zeigen. Dieses Ergebnis stimmt mit dem Befund
von Diana Deutsch (1970) überein, dass gleichzeitig wahrgenommene Sprache
nicht das Tonhöhengedächtnis beeinträchtigt, wohingegen interpolierte Töne einen
stimulusspezifischen retroaktiven Interferenzeffekt verursachen (siehe auch z. B. Deutsch &
Feroe 1975; Massaro 1970; Semal & Demany 1991). Eine Studie von Pierre Salamé und Alan
D. Baddeley (1989) zeigte dagegen, dass Instrumentalmusik signifikant weniger
Auswirkung auf den Gedächtnisabruf von Ziffernfolgen hat als Vokalmusik, wobei
beide im Gegensatz zu weißem Rauschen und Stille die Leistung mindern. Der
Effekt lässt sich somit nicht allein auf die akustische Interferenz zurückführen.
Nach Salamé und Baddeley hat Vokalmusik (im Vergleich mit Instrumentalmusik)
mehr akustische Merkmale mit dem »Inneren Sprechen« gemeinsam, wodurch
das Rehearsal der Ziffernfolgen mit größerer Wahrscheinlichkeit beeinträchtigt
wird.
J. David Smith, Margaret Wilson und Daniel Reisberg (Reisberg et al. 1992; Smith et al.
1995) untersuchten die Auswirkung artikulatorischer und akustischer Interferenz – allein
oder in Kombination – auf eine Melodieaufgabe. Diese bestand darin zu beurteilen, ob die
Tonhöhe einer vertrauten Melodie zwischen dem zweiten und dritten Ton ansteigt oder
abfällt. Der Anteil der korrekten Antworten sank in dieser Aufgabe von 83 % auf weniger als
70 %, wenn den Teilnehmern irrelevanter akustischer Input in Form eines Liedes über
Kopfhörer dargeboten wurde, wenn sie leise und ohne Unterbrechung »Tah-Tah«
artikulierten und wenn sie beiden Interferenzbedingungen ausgesetzt waren. Die in allen
Bedingungen gezeigten Leistungen unterschieden sich signifikant vom Zufallsniveau. Es
zeigte sich eine signifikante Interaktion zwischen artikulatorischer Unterdrückung und
irrelevantem akustischen Input. Die drei Interferenzbedingungen (Unterdrückung,
irrelevanter Input oder
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