um emotionale
Reaktionen auf den musikalischen Ausdrucksgehalt von gehörter und vorgestellter Musik
handelt.
Die hier referierten Theorien haben (vielleicht mit Ausnahme emotionsbezogener Theorien) den Entwicklungsgedanken gemein, in deren Verlauf Sinnesempfindungen mit Körperbewegungen assoziativ verknüpft werden. Zudem basieren sie auf der Annahme, dass motorische Prozesse nur beim Erwerb einer kognitiven Fähigkeit – nicht jedoch im Zuge der eigentlichen Geistestätigkeit – eine wesentliche Rolle spielen. Die folgenden Theorien suchen nach Antworten auf die Frage, wie Bewusstsein »entsteht« bzw. Vorstellungen »zustande kommen«.
3.2. Funktion der BewusstseinsgenerierungDie in diesem Kapitel vorgestellten Theorien gehen davon aus, dass motorische Erregungen entweder ursächlich der Generierung (Hervorbringung) von Bewusstseinsinhalten dienen, mit diesen identisch sind oder durch deren Verstärkung und Aufrechterhaltung eine unentbehrliche Hilfsfunktion für das Bewusstsein erfüllen. Im philosophischen Sinne sind sie dem Materialismus zuzuordnen, da Bewusstseinsinhalte zu einer bloßen bei Gelegenheit gewisser physiologischer Prozesse (hier: peripherer Muskelaktivitäten) auftretenden Begleiterscheinung erklärt wird.5
Die vielleicht extremste Form motorischer Theorien wurde von J. R. Knott (1939) formuliert. Er äußerte die Vermutung, dass die Muskeln generell als »Motor« des Gehirns fungieren. Bewusstsein steht ihm zufolge somit in einer gerichteten Kausalbeziehung zu peripheren Muskelerregungen. John B. Watson postulierte (z. B. 1920; 1950) die Identität von innerem Sprechen und Denken. Er verstand inneres Sprechen im Sinne einer Aktivierung von Muskeln im Stimmapparat, die auch der tatsächlichen Verwendung der Sprechstimme dienen, ohne jedoch einen Laut zu erzeugen. Bezogen auf das Thema dieser Arbeit wären nach Watson also Muskelbewegungen als objektiv beschreibbare Indikatoren musikalischer Klangvorstellung zu interpretieren. Ähnlich wie zuvor Ivan Mikhailovich Sechenov ging Watson davon aus, dass im Laufe der kindlichen Sprachentwicklung »lautes Denken« durch Konditionierungsprozesse immer mehr durch »inneres Sprechen« ersetzt wird. Dafür spricht, dass die elektrische Aktivität in der Muskulatur des Stimmapparates bei Vorstellungen mit sprachlichem Inhalt bei Kindern beträchtlich höher als bei Erwachsenen ausfällt (McGuigan et al. 1964; McGuigan & Pinkney 1971; Sokolov 1972). In einer Langzeitstudie von Frank Joseph McGuigan und Susan Crandall Bailey (1969b) wurden im ersten Test hörbare Lautäußerungen der Kinder beim Lesen festgestellt, drei Jahre später dagegen nicht mehr. Louis N. Gould vermutete eine aktive Rolle motorischer Prozesse bei der Entstehung von Klangvorstellungen. Er fand in mehreren elektromyographischen Studien |