in der
Kehlkopfmuskulatur während der Entspannungsphase geringer ausfiel. Es ist davon
auszugehen, dass die Probanden auch während dieser Phase atmeten. Denkbar wäre jedoch,
dass bei bewusster Entspannung ruhiger und gleichmäßiger als bei den musikbezogenen Hör-
und Vorstellungsaufgaben geatmet wurde, was sich wiederum in niedrigeren EMG-Werten
niedergeschlagen haben könnte. Doch selbst wenn erhöhte EMG-Werte nur auf
unregelmäßige oder gesteigerte Atemtätigkeit zurückzuführen wären, besteht die
Möglichkeit, dies dennoch als Indiz für »inneres Singen« zu interpretieren. Vielleicht wurde
wie beim faktischen Singen z. B. immer zu Beginn der Vorstellung einer musikalischen
Phrase geatmet. Möglicherweise wird bei musikalischen Vorstellungsinhalten, die eine
längere Phrase, ein Crescendo oder generell eine Steigerung der Ausdrucksintensität
beinhalten analog dem tatsächlichen Singen mehr Luft geholt. Alternativ könnte eine
erhöhte Atemfrequenz auch erforderlich sein, um dem Gehirn den Mehrbedarf an Sauerstoff
zuzuführen, der für die allgemeine Verarbeitung kognitiver Aufgaben erforderlich
ist.
Durch die Untersuchung wurde nicht geklärt, ob bereits die Aufgabenstellung an sich zu
einem höheren Muskeltonus führt – ein Standpunkt, der in manchen der oben umrissenen
Bewusstseinstheorien vertreten wird. Demnach würde der erhöhte Muskeltonus durch
gerichtete Aufmerksamkeit – vielleicht aber auch aufgrund stressbedingter Verspannungen
als Reaktion auf die Leistungsabfrage – zustande kommen. Ungeprüft blieb in dieser
Untersuchung auch, ob die Muskeltonusveränderungen im Kehlkopf aufgabenspezifisch, d. h.
nur im Zusammenhang mit musikalischen Klangvorstellungsaufgaben oder auch mit
sprachlichem, mathematischem oder bildhaft-anschaulichem Material auftreten. Es wurde
ebenfalls nicht kontrolliert, in wiefern die Erhöhung der Muskelaktivität bei musikalischen
Klangvorstellungen auf die Kehlkopfmuskulatur beschränkt blieb (Muskelspezifität) oder
sich der Tonus generell in der Körpermuskulatur erhöhte. Da die Kehlkopfmuskulatur
unter anderem vom Nervus Vagus innerviert wird, der lebenswichtige Funktionen
unterstützt, erscheint es durchaus möglich, dass die Wirkung von Musik auch in anderen
von diesem Nerv versorgten Muskeln (z. B. Herzmuskel) nachgewiesen werden
könnte.
Bei Instrumentalmusikern wurde bereits wiederholt festgestellt, dass beim Hören und
Vorstellen von Musik Muskelgruppen aktiviert werden, die an den Spielbewegungen (z. B.
Arm-, Fingerbewegungen) zur Erzeugung dieser Klänge beteiligt sind. Auch hier wurde eine
mögliche Veränderung des Muskeltonus im gesamten Muskelapparat nicht oder nur sehr
selektiv (z. B. im nicht-dominanten Arm) untersucht. Setzt man voraus, dass musikalische
Klangvorstellungen kinästhetische Elemente beinhalten, so erscheinen große individuelle
Unterschiede in der Aktivierung bestimmter Muskeln in der Klangvorstellung nicht nur
zwischen Musikern, die verschiedene Instrumente spielen sondern auch zwischen Spielern
desselben Instrumentes als wahrscheinlich. In einer weiteren Studie wäre durch den
Vergleich der elektromyographischen Aktivität in verschiedenen Muskelpartien zu
überprüfen, ob sich bei musikalischer Klangvorstellung muskelspezifische Unterschiede
ergeben.
Ein möglicher Zusammenhang zwischen persönlichen Vorlieben der Probanden für
die im Versuch verwendeten Musikstücke und der Stärke der dabei auftretenden
elektromyographischen Aktivität konnte nicht untersucht werden, da diese
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