genauer die Beobachtung sein soll, um so größer ist der Einfluss des Beobachters auf
das beobachtete Phänomen. Es zeigt sich folglich: Der Blick auf die Welt ist mit einer
konstruktiven, einer künstlerischen Tätigkeit verbunden, und Musikwissenschaft wie jede
andere Wissenschaft auch wäre die Kunst, die Welt der Musik nach Maßgabe eines
Beobachters plausibel im Modell darzustellen. Die graduelle Funktionstüchtigkeit der
eigenen Modellwelt ist es aber auch, die den Zweifel an der eigenen – im Grunde –
Wahrsagerei überhaupt nicht aufkommen lässt. Und ohne begründeten Zweifel
besteht überhaupt kein Anlass zu einem Perspektivwechsel, mit dessen Hilfe die
Modellalternative aufscheinen könnte.
Ein kleines, zugegebenermaßen recht plakatives Beispiel aus dem Bereich der
Programmmusik sei genannt und hier auf Arthur Honeggers »Pacific 231« verwiesen.
»Sehr talentierte Leute haben in herrlichen Artikeln die Kurbelstangen, den Lärm
der Kolben, das Knirschen der Bremsen, den entweichenden Dampf und so
weiter geschildert« (Honegger 1987: 116). Doch mit der sausenden Fahrt einer
Lokomotive hat dieses Musikstück absolut nichts zu tun: »In Wirklichkeit bin ich in
Pacific einer sehr abstrakten reinen Idee gefolgt, durch die ich das Gefühl einer
mathematischen Beschleunigung des Rhythmus geben wollte, während die Bewegung
selbst sich verlangsamt. [. . . ] Ich hatte dieses Stück zuerst Movement Symphonique
genannt. Bei näherer Überlegung fand ich das etwas farblos. Plötzlich kam mir eine
ziemlich romantische Idee in den Sinn, und über das fertige Werk schrieb ich den
Titel: Pacific 231,