- 54 -Schläbitz, Norbert: Mit System ins Durcheinander  
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genauer die Beobachtung sein soll, um so größer ist der Einfluss des Beobachters auf das beobachtete Phänomen. Es zeigt sich folglich: Der Blick auf die Welt ist mit einer konstruktiven, einer künstlerischen Tätigkeit verbunden, und Musikwissenschaft wie jede andere Wissenschaft auch wäre die Kunst, die Welt der Musik nach Maßgabe eines Beobachters plausibel im Modell darzustellen. Die graduelle Funktionstüchtigkeit der eigenen Modellwelt ist es aber auch, die den Zweifel an der eigenen – im Grunde – Wahrsagerei überhaupt nicht aufkommen lässt. Und ohne begründeten Zweifel besteht überhaupt kein Anlass zu einem Perspektivwechsel, mit dessen Hilfe die Modellalternative aufscheinen könnte.


Einstein oder?


Ein kleines, zugegebenermaßen recht plakatives Beispiel aus dem Bereich der Programmmusik sei genannt und hier auf Arthur Honeggers »Pacific 231« verwiesen. »Sehr talentierte Leute haben in herrlichen Artikeln die Kurbelstangen, den Lärm der Kolben, das Knirschen der Bremsen, den entweichenden Dampf und so weiter geschildert« (Honegger 1987: 116). Doch mit der sausenden Fahrt einer Lokomotive hat dieses Musikstück absolut nichts zu tun: »In Wirklichkeit bin ich in Pacific einer sehr abstrakten reinen Idee gefolgt, durch die ich das Gefühl einer mathematischen Beschleunigung des Rhythmus geben wollte, während die Bewegung selbst sich verlangsamt. [. . . ] Ich hatte dieses Stück zuerst Movement Symphonique genannt. Bei näherer Überlegung fand ich das etwas farblos. Plötzlich kam mir eine ziemlich romantische Idee in den Sinn, und über das fertige Werk schrieb ich den Titel: Pacific 231,


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