Ziel der Zusammenarbeit
ist es, deutschsprachige Lyrik und Lieder online in zitierfähiger Form zu edieren
und wissenschaftlich zu kommentieren. Dabei liegen die Schwerpunkte auf den
Bereichen
Die Laufzeit dieses Projektes beträgt zwei Jahre. Das reicht aus, um die technischen Grundlagen einer datenbankgestützten Edition aufzubauen und auf dieser Grundlage beispielhafte Mustereditionen zu erarbeiten, die als aussagekräftige Prototypen für die geplante Lied-Edition dienen. Der systematische und nachhaltige Ausbau der Editionsarbeit wird in der daran anschließenden Arbeitsphase vorangetrieben, deren inhaltlicher Schwerpunkt auf der Erschließung und Bearbeitung des im 20. Jahrhundert gesungenen Liedrepertoires liegen wird. Das DFG-geförderte Projekt einer digitalen Anthologie Lyrik und Lied wird voraussichtlich ab Spätsommer 2006 die ersten Arbeitsergebnisse im Internet präsentieren können. Schon jetzt ist das Projekt Liederlexikon im Netz erreichbar: Unter http://www.liederlexikon.de werden im Vorgriff auf die zukünftige historisch-kritische Edition und Kommentierung traditioneller und populärer Lieder bereits einige Prototypen edierter Lieder bereitgestellt, um auf diese Weise die im Editionskonzept beschriebene Vorgehensweise und Editionspraxis anhand ausgewählter Beispiele veranschaulichen zu können. Nähere Informationen über diese Lied-Edition unter:
Der Kaiser ist ein lieber Mann
1. BasiskommentarDieses Lied, in dem der Kaiser als »lieber Mann« verniedlicht wird, artikuliert eine
Fantasie, wie dem Monarchen auf kindliche Weise nahe zu kommen ist. Damit sollten
in der Zeit des deutschen Kaiserreichs (1871–1918) bereits die Kleinsten der
Gesellschaft auf die Vorstellung vom »guten Herrscher« geeicht werden. Der
Text wurde auf die Melodie von »Üb immer Treu und Redlichkeit« (Wolfgang
Amadeus Mozart) gesungen, so dass auch über die musikalische Ebene klargestellt
war, dass es der Monarch ist, dem an erster Stelle »Treu und Redlichkeit«
gebühre.
I. Das Lied ist vermutlich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden und
lautete zunächst »Der König ist ein lieber Mann«. In Schulliederbüchern ist es seit 1856
belegt (Edition A).
II. Im Kaiserreich wurde das Lied fester Bestandteil von Schulfibeln und -liederbüchern
(Edition B) und integraler Bestandteil bei der Inszenierung vom »Kaisers Geburtstag«
als Höhepunkt des Schuljahres. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wurde es auch fürs
Habsburger Reich adaptiert (Edition C).
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