- 29 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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Das Volkslied im Internet
Die neue wissenschaftliche Liededition des Deutschen Volksliedarchivs – Konzeption und Perspektiven

Eckhard John

Was hat das Volkslied im Internet zu suchen? Die traditionelle Volksliedforschung pflegte ihre Lieder »aus den Kehlen der ältesten Müttergens« (Goethe) zu sammeln – und nun soll das zu Beginn des 21. Jahrhunderts modernste elektronische Massenmedium mit dem Repertoire der traditionellen und populären Lieder in Verbindung gebracht werden?

Das Internet fungiert längst als ein vielfältiges und wichtiges Medium populärer Lieder. Hier finden sich zahlreiche Informations- oder Verkaufsplattformen ebenso wie eine Unzahl von Lieddokumenten und rezeptionsgeschichtlich relevanten Quellen. Dabei fallen – neben dem medienspezifischen Novum der Lied-Animationen – vor allem die zahlreichen Liedsammlungen ins Auge, die von verschiedenster Seite ins Netz gestellt werden. Eine besonders auffällige Netz-Präsenz zeigt dabei eine kanadische Adresse, wo zwischen diversen Informationen über Meeresgezeiten, Ahnenforschung und Ferien in Kanada auch eine Vielzahl deutscher Volksliedtexte zu finden ist. Angeblich sind es inzwischen »20 000 Volkslieder, German and other Folk Songs«, die der Kanadier Frank Petersohn anbietet. Es handelt sich im wesentlichen um Liedtexte, manchmal mit Melodien (MIDI/MP3) oder auch mit Noten. Die dort aufgeführten Fassungen der Liedtexte werden – ebenso wie die knappen Angaben zu Autoren oder Herkunft der Lieder – ohne Quellenangaben präsentiert, auf ähnliche Weise also, wie es in den herkömmlichen (gedruckten) Gebrauchsliederbüchern seit jeher meist der Fall ist. Und im Grunde ist auch diese Liedansammlung im Internet nichts anderes als ein großes Gebrauchsliederbuch. Etliche solcher Sammlungen traditioneller und populärer Lieder finden sich im World Wide Web, in Umfang und Nutzerfrequenz ist aber keine andere derzeit mit Petersohns Leader in Lieder (http://www.ingeb.org) vergleichbar.

Aufs Ganze gesehen charakterisieren sich alle diese Liedsammlungen durch die Grundstruktur der »ingeb.org«schen Machart: nämlich als Gebrauchsliederbücher im Internet, die irgendeine Textfassung enthalten, aber keine wirklich verlässlichen Informationen über die jeweiligen Lieder bieten – weder hinsichtlich der Texte noch


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