In Form von MIDI-Daten gelangt also ein notiertes Musikwerk, die kompositorische
Struktur – unabhängig von ihrer Klanglichkeit – in den Computer. Die Klanglichkeit
ergibt sich durch das entsprechende Ausgabegerät, einen Synthesizer oder eben eine
Klangbibliothek wie die Vienna Symphonic Library. Durch derartige Klangbibliotheken
ist die Erzeugung elektronischer Klänge oder digitaler Abbilder unseres akustischen
Instrumentariums heute nicht mehr abhängig von externer instrumentaler Hardware
der Keyboards. Ohne Tastatur sind diese klanggenerierenden Bausteine auf
Computerkartengröße oder Chipgröße geschrumpft und für jeden Computer
erhältlich oder bereits implementiert. So enthält jeder Computer bzw. jede
Soundkarte eines Computers u. a. ein standardisiertes Klangreservoir, das auch die
Klangfarben der Instrumente eines kompletten Symphonieorchesters enthält; diese
sind jedoch unter klanglich-ästhetischen Gesichtspunkten absolut unzureichend
und künstlerisch völlig indiskutabel, für pädagogische Zwecke jedoch oft genug
ausreichend.
Computer und Musik im reproduktiven BereichDer Computer hat zu Beginn des 21. Jahrhunderts zumindest im reproduktiven Bereich unseren Musikkonsum grundlegend beeinflusst. Doch was ist daran revolutionär? Sind es die Reproduktionen für »jedermann«, das Brennen von CDs, die neuen Distributionsformen der Musik mittels Musikdownload, durch das Internetradio oder die MP3-Codierung von digitaler Musik zur ständigen Verfügbarkeit durch entsprechende Player? Dass diese neue Verbreitungsart nicht nur in den Unterhaltungssektor ihren Einzug gehalten hat, zeigt die Internetpräsenz des Wiener Arnold-Schönberg-Instituts,15 Das Wiener Arnold-Schönberg-Institut findet sich im Internet unter der URL
auf dessen Seiten u. a. die kompletten Werke des Zwölftöners akustisch abrufbar sind. Gleichzeitig existiert ein Webradio, das seine Musik around the clock sendet; hier eröffnet sich eine neue Form des wissenschaftlichen Hörens. Neben diesen neuartigen technischen Distributionsformen bietet die interaktive Gestaltung mancher Musik-CD-ROM dem Hörer eine neue kreative Aktivität. So war es bereits auf der ersten CD-ROM von Peter Gabriel16 Die CD-ROM hatte den bezeichnenden Titel Xplora 1.-->
möglich, in gewissem Umfang aktiv gestaltend in die dargebotenen Songs einzugreifen. Die Interaktivität, vielleicht das revolutionärste und innovativste Element des Computers, lässt den Rezipienten zu seinem eigenen Discjockey, zu seinem eigenen Programmdirektor werden; im weitesten Sinne werden die Übergänge zwischen Reproduktion und Produktion durch die Möglichkeit zur Interaktion fließend.
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