Hörst du mein heimliches Rufen,
öffne dein Herzkämmerlein!
Hast du heute Nacht auch lieb an mich gedacht,
dann darf ich im Traum bei dir sein …
Jene Refrain-Parodie aber, zweifellos in spontaner Kreativität im Zorn über
den vom NS-Regime immer noch weitergeführten aussichtslosen Krieg und
damit auch über die alliierten Bombenangriffe auf die deutschen Städte
entstanden, zugleich aber ebenfalls mit einem Anflug von Galgenhumor gewürzt
und offensichtlich während eines solchen Bombardements »herausgeflucht«,
lautete:34
Rühmkorf, Peter: Über das Volksvermögen. Exkurse in den literarischen Untergrund. Reinbek:
Rowohlt, 1969. S. 172.-->
Hörst du mein heimliches Fluchen
Kreiz [Kreuz] Kruzifix Sakrament!
Wird denn heute Nacht / Überhaupt koa [keine] Rast net [nicht] gmacht,
Jo hat denn der
Tschach35
Tschach ist laut dankenswertem Hinweis der
beiden Wiener Volksmusikforscherinnen Helga Thiel und Ursula Hemetek ein in
Wien bis heute gebräuchlicher jiddischer Ausdruck für Qual und Mühsal.-->
nie ein End?
5. Wo die Nordseewellen spülen an den Strand
Zum Objekt verschiedener regimekritischer Umdichtungen wurde auch das schon 1908
von Simon Krannig komponierte und von Friedrich Fischer Friesenhausen und Martha
Müller-Graehlert getextete Nordseewellen-Lied: ein auch als Friesenlied bekannt und
zum Evergreen gewordenes Heimatlied, das nicht nur in die NS-Soldatenliederbücher
einging, sondern sowohl in der NS-Zeit als auch – u. a. von Lale Andersen gesungen –
noch danach in Rundfunksendungen so oft erklang, dass es sowohl Aufnahme ins Lexikon
des deutschen Schlagers als auch in die Chronik deutscher Unterhaltungsmusik
fand.36
A. a. O. s. Anm. 11.-->
Sein originaler Refrain lautet:
Wo die Nordseewellen spülen an den Strand,
wo die gelben Blumen blühn ins grüne Land,
//: wo die Möwen schreien schrill im Sturmgebraus,
da ist meine Heimat, da bin ich zu Haus, : //.