- 12 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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zu spielen. Um die Klarheit und Schärfe der Rhythmen herauszuarbeiten, müsse man hören, »wia’s spricht«, so der im Phonogrammarchiv aufgenommene 64-jährige Forstarbeiter, Kleinbauer und Melker Matthias Eder aus Uttendorf/Mittelpinzgau (Lager/Peter 1940, S. 34). Deswegen übten die Tänzer auf Holzbrücken, auf Holzfußböden oder liegend gegen den Fußteil des Bettes tresternd. Peter war bestens mit diesem Trestern vertraut, das nur im Ober- und Mittelpinzgau/Salzburg ausgeübt wird. Ihre Wahlheimat war Maria-Alm, ein »Tresterergebiet« demnach. Durch eine Langzeitstudie lernte die ausgebildete Tänzerin8
8   Peter unterrichtete an der Akademie für Musik und darstellende Kunst in Wien Ausdruckstanz.

sowohl Gruppen als auch einzelne Tänzer genau kennen und analysierte ihre Bewegungen, die die Expertin nachtanzte und deren Abfolge sie exakt notierte. Peter gelang es, den eben erwähnten Hauptinformanten zwecks Tanzdemonstrationen in das Phonogrammarchiv der Österreichischen Akademie der Wissenschaften einzuladen, wo man Eder bat, alle Figurenelemente seiner Vorführung anzusagen, da die Beinfiguren einen bestimmten Namen besitzen, denn die Tresterer mussten ja beim gemeinsamen Üben sich auch sprachlich verständigen. Sämtliche akustischen Bewegungseinheiten wurden von Ruth am 9.12.1939 aufgenommen.9
9   Lager und Ing. Walter Goebl produzierten im Phonogrammarchiv davon drei Filme, Format 8 und 16mm.

Abschließend sei vermerkt, dass durch genaue technische und inhaltliche Kontrolle sowie durch die Erfahrung der Mitarbeiter am Phonogrammarchiv vermittels eigener Feldstudien für die hier bewahrten Aufnahmen eine Basis gebildet wurde, auf die sich spätere Benutzer für ihre wissenschaftlichen Intentionen verlassen können. Aufgrund einer Empfehlung des International Advisory Committee des Memory of the World-Programms hat die UNESCO die historischen Sammlungen (1899–1950) des Archivs als Bestände von universaler Bedeutung in das Weltregister dieses Programms aufgenommen.10

10   Die historischen Tondokumente aus dem Phonogrammarchiv – Hg. Dietrich Schüller – erscheinen in ihrer Gesamtheit auf zeitgemäßen Tonträgern. Ziel dieser Edition ist es, der Fachwelt die historischen Bestände leicht und vollständig zugänglich zu machen.

Literatur

Exner, Sigmund (1900): Bericht über die Arbeiten der von der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften eingesetzten Commission zur Gründung eines Phonogramm-Archives (= Anzeiger der mathematisch-naturwissenschaftlichen Klasse der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien, Beilage). Wien. S. 1–6.
Exner, Sigmund (1902): II. Bericht über den Stand der Arbeiten der Phonogramm-Archivs-Commission (= Sitzungsbericht in der Gesammt-Akademie vom 11. Juli 1902). Wien. S. 1–31.
Exner, Sigmund (Hg.) (1922): Katalog I der Platten 1–2000 des Phonogramm-Archives der Akademie der Wissenschaften. Wien.
Exner, Felix / Pöch, Rudolf (1905): V. Bericht der Phonogramm-Archivs-Commission der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien: Phonographische Aufnahmen

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