- 1 -Probst-Effah, Gisela (Hrsg.): Musikalische Volkskultur und elektronische Medien 
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Wissenschaftliches Potential und kulturpolitische Grenzen –
über Sinn und Unsinn von Musikarchivierung

Gabriele Berlin

1. Ist alles nur ein technisches Problem?

In der Diskussion über die technische Entwicklung moderner Schallarchivierung werden oft Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit der elektronischen Datenwirtschaft geäußert. Weil keine Langzeitdatenträger existieren, keine einheitlichen Technologien angewendet werden und immer schneller neue Hard- und Software auf den Markt kommt, wird befürchtet, dass es immer schwieriger werden könne, digitale Daten sinnvoll zu verwalten. Tatsächlich sind bereits Fälle aufgetreten, wo es nicht mehr möglich ist, ältere Daten zu dekodieren. Ein bekanntes Beispiel ist die Gauck-Behörde (jetzt Birthler-Behörde), die über eine größere Anzahl von Datenträgern verfügt, deren Auswertung einen wertvollen Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte der DDR leisten könnte. Dies scheitert jedoch anscheinend daran, dass die Geräte der Firma Robotron sowie das erforderliche Knowhow nicht mehr zur Verfügung stehen. 1

1   »Hilfe, wir verschwinden«. Bericht über Nachhaltigkeit in der Datenwirtschaft. Phoenix, 8. Juli 2004.

Die Kurzlebigkeit von Tonträgern ist allerdings kein neues Problem in der Geschichte der Schallarchivierung. Viele Musikarchive sind heute damit befasst, wertvolle Aufnahmen durch Digitalisieren zu retten, weil der Zerfallsprozess der älteren Magnettonbänder nicht mehr aufzuhalten ist. Aufgrund unzureichender technischer Ausstattung und mangelnder personeller Besetzung sind diese Arbeiten oft ein Wettlauf gegen die Zeit. Auch das regelmäßige Kopieren auf immer neue digitale Datenträger sowie eine fortwährende Optimierung von Dokumentation, Konservierung und öffentlichem Zugriff sind letztlich weniger technische Probleme als finanzielle. Selbst die komplexe Problematik der internationalen und interdisziplinären Vernetzung und Koordinierung sowie komplizierte Fragen des Copyrights scheinen nicht so unüberwindbar wie der chronische finanzielle Mangel vieler Musikarchive. Das führt wiederum zu der Frage nach der gesellschaftlichen Bedeutung von Archivaufnahmen und dem Stellenwert von Musikarchiven in der Kulturpolitik.


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