Tanja Quide
Zur Mann-Frau-Thematik in
Richard Wagners Lohengrin
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Vorbemerkungen
In diesem Beitrag geht es um verschiedene Interpretationsansätze der
Oper Lohengrin von Richard Wagner, betrachtet
unter dem Aspekt der Mann-Frau-Thematik. Der Schwerpunkt liegt dabei auf
einem Interpretationsansatz, der Wagners Biographie einbezieht. Es geht also
um den Versuch, Parallelen zwischen der Oper und dem Leben Wagners aufzuzeigen
und somit zu einer möglichen Deutung der Oper zu gelangen. Dieses Vorgehen
ist durch Wagners eigene Aussagen in Eine Mitteilung
an meine Freunde (in: Kapp 1914) zu rechtfertigen. Neben Wagners Aussagen
über die Verknüpfung von Kunst und Wirklichkeit geht es um die
Darstellung verschiedener biographischer Interpretationsansätze und
um Wagners Frauenbild, das sich in seinem Werk Lohengrin
zeigt; dies vor dem Hintergrund des Frauenbilds im 19. Jahrhundert, das sich
in einigen Aspekten der Darstellung Wagners widerspiegelt. Zunächst
beschränkt sich die Analyse auf die Frauenfiguren der Oper. Ein zentraler
Abschnitt beschäftigt sich mit der Frage, ob das Frauenbild, das Wagner
in seinem Werk aufzeigt, auch für seine Lebenswirklichkeit gilt.
Von Bedeutung ist dabei ein Blick auf die Beziehungen Wagners zu den Frauen
in seinem Leben. Das Augenmerk fällt besonders auf seine erste Frau Minna
und auf seine zweite Frau Cosima. Zeigt Wagner die gleiche ambivalente Einstellung
gegenüber Frauen wie Lohengrin gegenüber Ortrud? Weist eine dieser
beiden Frauen die Züge der Frauenfiguren aus
Lohengrin auf? Entspricht eine der beiden Frauen dem Bild der Elsa
oder der Ortrud? Diese Fragen sollen zur Klärung der Frage nach Wagners
eigenem Frauenbild beitragen. Zeigen sich beim Vergleich der Oper und der
Lebenswirklichkeit Wagners Parallelen, so könnten sie darauf hinweisen,
dass Fiktion und Wirklichkeit in Teilaspekten übereinstimmen. Das letzte
Kapitel beschäftigt sich ebenfalls mit Einflüssen aus der Welt
Wagners, die sich in seinem Werk widerspiegeln. Hier steht jedoch nicht die
Person im Mittelpunkt der Interpretation. Vielmehr geht es um philosophische
Einflüsse auf Wagner zur Entstehungszeit des Werkes.
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