- 88 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
  Erste Seite (2) Vorherige Seite (87)Nächste Seite (89) Letzte Seite (422)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 

»auch einmal ein gescheites Wort [...] hören [zu können]« (Hensel 1995, 214), trotz der unausgesetzten »Spötteleien« der Herren. Klingemann erklärte, dass Männer sich in der Gegenwart junger Damen »närrisch« verhielten und ihnen »viel lieber zu gefallen [suchten], als sie zu belehren.« (ebd., 217) Des weiteren warf er ihr vor, dass sie in ihre Darstellung nichts von dem erworbenen Wissen habe einfließen lassen – und bestätigte sie damit in ihrem Streben nach Wissen. In einem Brief an Klingemann schreibt sie zwei Jahre später: »Dass man übrigens seine elende Weibsnatur jeden Tag, auf jedem Schritt seines Lebens von den Herren der Schöpfung vorgerückt bekommt, ist ein Punkt, der einen in Wuth und somit um die Weiblichkeit bringen könnte, wenn nicht dadurch das Uebel ärger würde.« (ebd., 235–240)

Eine wesentliche Veränderung brachte die Bekanntschaft Fanny Mendelssohns mit dem Maler Wilhelm Hensel. Sie wurde als Einbruch in die bis dahin geschützte Familien- und Freundessphäre empfunden. Briefe aus der Verlobungszeit verdeutlichen das Ausmaß der familiären Spannungen. Fannys persönlicher Konflikt tritt offen zu Tage. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten wurde die Ehe sehr glücklich. Fanny Hensel konnte sich in der Rolle der Frau und Ehefrau im Rahmen der von der Gesellschaft gesetzten Grenzen entfalten. In ihrem Mann, der ihr nicht nur einen Freiraum zugestand, sondern sie in ihren Fähigkeiten, in der Umsetzung ihrer musikalischen Möglichkeiten und die Veröffentlichung ihrer Werke unterstützte, fand sie einen gleichwertigen Partner, mit dem sie einen künstlerischen Austausch pflegen konnte (vgl. Hensel 1995).

Quellen


Hensel, F.: Unveröffentlichtes Tagebuch Juli 1834 – 12. April 1842; Abschrift Eva Römer, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz zu Berlin, Mendelssohn-Archiv; MA Ms.103.

Hensel, S. (1995); Die Familie Mendelssohn 1729–1847, Nach Briefen und Tagebüchern herausgegeben von Sebastian Hensel. Erstmals erschienen in Berlin 1879. Frankfurt am Main u. Leipzig, 1995.

Mendelssohn-Bartholdy, Felix: Reisebriefe. Herausgegeben von Albrecht Knaus. München, 1947.

Weissweiler, E. (Hg.) (1997): Fanny und Felix Mendelssohn. Die Musik will gar nicht rutschen ohne Dich . Briefwechsel 1821 bis 1846. Berlin, 1997.

Erste Seite (2) Vorherige Seite (87)Nächste Seite (89) Letzte Seite (422)      Suchen  Nur aktuelle Seite durchsuchen Gesamtes Dokument durchsuchen     Aktuelle Seite drucken Hilfe 
- 88 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft