»auch einmal ein gescheites Wort [...] hören [zu können]« (Hensel
1995, 214), trotz der unausgesetzten »Spötteleien« der Herren.
Klingemann erklärte, dass Männer sich in der Gegenwart junger Damen
»närrisch« verhielten und ihnen »viel lieber zu gefallen
[suchten], als sie zu belehren.« (ebd., 217) Des weiteren warf
er ihr vor, dass sie in ihre Darstellung nichts von dem erworbenen Wissen
habe einfließen lassen – und bestätigte sie damit in ihrem Streben
nach Wissen. In einem Brief an Klingemann schreibt sie zwei Jahre später:
»Dass man übrigens seine elende Weibsnatur jeden Tag, auf jedem
Schritt seines Lebens von den Herren der Schöpfung vorgerückt
bekommt, ist ein Punkt, der einen in Wuth und somit um die Weiblichkeit bringen
könnte, wenn nicht dadurch das Uebel ärger würde.« (ebd.,
235–240)
Eine wesentliche Veränderung brachte die Bekanntschaft Fanny Mendelssohns
mit dem Maler Wilhelm Hensel. Sie wurde als Einbruch in die bis dahin geschützte
Familien- und Freundessphäre empfunden. Briefe aus der Verlobungszeit
verdeutlichen das Ausmaß der familiären Spannungen. Fannys persönlicher
Konflikt tritt offen zu Tage. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten
wurde die Ehe sehr glücklich. Fanny Hensel konnte sich in der Rolle
der Frau und Ehefrau im Rahmen der von der Gesellschaft gesetzten Grenzen
entfalten. In ihrem Mann, der ihr nicht nur einen Freiraum zugestand, sondern
sie in ihren Fähigkeiten, in der Umsetzung ihrer musikalischen Möglichkeiten
und die Veröffentlichung ihrer Werke unterstützte, fand sie einen
gleichwertigen Partner, mit dem sie einen künstlerischen Austausch pflegen
konnte (vgl. Hensel 1995).
Quellen
-
Hensel, F.: Unveröffentlichtes Tagebuch Juli 1834 – 12. April
1842; Abschrift Eva Römer, Staatsbibliothek, Preußischer Kulturbesitz
zu Berlin, Mendelssohn-Archiv; MA Ms.103.
-
Hensel, S. (1995); Die Familie Mendelssohn 1729–1847, Nach Briefen und Tagebüchern
herausgegeben von Sebastian Hensel. Erstmals erschienen in Berlin 1879. Frankfurt
am Main u. Leipzig, 1995.
-
Mendelssohn-Bartholdy, Felix: Reisebriefe. Herausgegeben von Albrecht
Knaus. München, 1947.
-
Weissweiler, E. (Hg.) (1997): Fanny und Felix Mendelssohn.
Die Musik will gar nicht rutschen ohne Dich
. Briefwechsel 1821 bis 1846. Berlin, 1997.
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