- 413 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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daß sie über die Musik reden können, obwohl ihnen der Text keinen Zugang eröffnet. Unter Hinweis auf die vorgesehenen Solisten der Uraufführung ist im Sinne interkultureller Erziehung als Ergebnis herauszustellen, daß Musikverständnis länderübergreifend, unabhängig von Sprachbarrieren möglich ist.

Bis hierhin ist den Kindern noch nicht bewußt, welche Aussage das Werk verfolgt. Nur die beiden konträren Inhaltsebenen sind bekannt. Der letzte Satz im Agnus dei, das in den Messetext eingefügte Dona nobis pacem, soll deshalb als Aussage des Oratoriums hervorgehoben werden. Folgender Ablauf wird vorgeschlagen:

Die ersten Töne des Satzes – das ab- und aufsteigende, ostinate Motiv wird angehört und eingeübt. Notenkenntnisse sind dazu hilfreich, aber nicht erforderlich. Zur Aufnahme werden erst nur die Choreinsätze mitgespielt, weil hier das Motiv leicht herauszuhören ist. Danach können auch weitere Stellen des Satzes mitgespielt werden. Das Dona nobis pacem kann mitgesungen werden, wenn Melodie und Text einschließlich seiner Bedeutung vorher erarbeitet wurden. In diesem Zusammenhang bietet es sich an, verschiedene Begriffe von ›Frieden‹ zu sammeln und zu diskutieren.

Eine einfache Grafik wird an die Tafel gezeichnet, um unter Berücksichtigung der beiden Gruppen zu veranschaulichen, wie viele Wiederholungen stattfinden bzw. wann die Kinder mitspielen können. Die Kinder sollen dabei feststellen, daß beide Gruppen dasselbe spielen, was im Sinne von musikalischem Einverständnis interpretiert werden soll: Unter Hinweis auf den letzten Satz des Textes – Dona nobis pacem, also Schenk uns Frieden – sollen sie erkennen, dass alle Beteiligten sich einig sind in dem Wunsch nach Frieden.

Zur Festigung kann abschließend eine Klangszene mit ähnlichem Ablauf wie im ersten und dritten Satz gestaltet werden, Stegreifszenen können gespielt oder Geschichten geschrieben werden. Dabei sollte Wert auf die Thematisierung der abschließenden Einigung gelegt und der Wunsch nach Frieden herausgestellt werden.

Friedenserziehung im Musikunterricht kann alleine nicht viel erreichen. Andere Fächer müssen ihren Teil beitragen. Ebensowenig kann sie vom Gelingen einer einzelnen Unterrichtsreihe zum War Requiem oder zu anderen Inhalten abhängen. Der Lehrer steht vielmehr vor der Aufgabe, den Musikunterricht immer wieder mit gesellschaftlichen Aspekten zu verbinden und die Zusammenhänge von Musik und Gesellschaft mit den Kindern zu reflektieren. Er muß den eigenen Unterricht und die Medienauswahl immer wieder in Frage stellen – und auch stellen lassen.


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