- 398 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Bezug finden, dienen wiederum lediglich der Dekoration. Eingeleitet wird jeder Überblick mit einem Bild und einem prägnanten Zitat; bei Joseph Haydn z.B. findet man das Motto: »Da mir Gott ein fröhlich Herz gegeben hat, so wird er mir schon verzeihen, wenn ich ihm fröhlich diene.« (http://www.klassik.com/de/magazine/people/haydn/index.htm) Und Richard Wagner wird mit dem Satz zitiert: »Ich kann den Geist der Musik nicht anders fassen als in Liebe.« (http://www.klassik.com/de/magazine/people/ wagner/index.htm)

Solch prägnante Einstiegsformeln entsprechen der Popularität des Anekdotenhaften, der sprachlich- und bildlichkarikativen Überzeichnung und der Verkürzung auf das vermeintlich ›Griffige‹. Sie verweisen auch auf das Grundproblem, das fast alle in diesem Aufsatz thematisierten Informationszugänge kennzeichnet. Im Bemühen um eine konsumorientierte Darstellung tritt der musikalische Inhalt in den Hintergrund. Die ambivalenten Folgen sollen abschließend im Zusammenhang mit den Perspektiven eines stärker personalisierten Schulmusikunterrichts verdeutlicht werden.

6 Zur Problematik divergierender Interessen zwischen Musikkonsum und Musikunterricht

Alle an dieser Stelle angeführten Beispiele können eine mehr oder weniger motivierende Annäherungen an Musik initiieren. Sie können dem Leser aber auch vortäuschen, er habe sich nun hinreichend um ein Verständnis der Musik, die sich an diese Darstellungen anbindet, bemüht, so dass eine vertiefende Auseinandersetzung mit der Sache nicht mehr notwendig sei. Genau diese Täuschung aber entspräche dem Ziel einer wirtschaftlich erfolgreichen biographischen Darstellung: Leser/Hörer müssen den Eindruck gewinnen, dass die geringe Anstrengung, die mit der Rezeption des jeweiligen Produkts aufgewandt wird, bereits ausreicht, vielschichtige und oft schwerverständliche musikalische Werke zu begreifen. Die Gefahr einer solchen Täuschung und die mit ihr einhergehende Selbsttäuschung müsste im Musikunterricht Beachtung finden. Es bedürfte einer umfassenden Untersuchung, um herausfinden, ob die Art, in der Musik in den Medien thematisiert wird, den Ansprüchen der unterrichtlichen Musikvermittlung nicht geradezu entgegensteht. Solange die Kinder und Jugendlichen ihre Medien jedoch freiwillig und freudig konsumieren, nützt kein Lamentieren und Protestieren gegen die vermittelten und versäumten Inhalte. Sinnvoller erscheint es, die von Schülerinnen und Schülern akzeptierten aber häufig zu kurz greifenden außerschulischen Auseinandersetzungen mit Musik dergestalt für den Unterricht zu nutzen, dass sie den Einstieg und die Begleitung einer umfassenderen


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