Bezug
finden, dienen wiederum lediglich der Dekoration. Eingeleitet wird jeder
Überblick mit einem Bild und einem prägnanten Zitat; bei Joseph
Haydn z.B. findet man das Motto: »Da mir Gott ein fröhlich Herz
gegeben hat, so wird er mir schon verzeihen, wenn ich ihm fröhlich diene.« (http://www.klassik.com/de/magazine/people/haydn/index.htm)
Und Richard Wagner wird mit dem Satz zitiert: »Ich kann den Geist der
Musik nicht anders fassen als in Liebe.« (http://www.klassik.com/de/magazine/people/
wagner/index.htm)
Solch prägnante Einstiegsformeln entsprechen der Popularität
des Anekdotenhaften, der sprachlich- und bildlichkarikativen Überzeichnung
und der Verkürzung auf das vermeintlich ›Griffige‹. Sie verweisen auch
auf das Grundproblem, das fast alle in diesem Aufsatz thematisierten Informationszugänge
kennzeichnet. Im Bemühen um eine konsumorientierte Darstellung tritt
der musikalische Inhalt in den Hintergrund. Die ambivalenten Folgen sollen
abschließend im Zusammenhang mit den Perspektiven eines stärker
personalisierten Schulmusikunterrichts verdeutlicht werden.
6
Zur Problematik divergierender Interessen zwischen Musikkonsum und Musikunterricht
Alle an dieser Stelle angeführten Beispiele können eine mehr oder
weniger motivierende Annäherungen an Musik initiieren. Sie können
dem Leser aber auch vortäuschen, er habe sich nun hinreichend um ein
Verständnis der Musik, die sich an diese Darstellungen anbindet, bemüht,
so dass eine vertiefende Auseinandersetzung mit der Sache nicht mehr notwendig
sei. Genau diese Täuschung aber entspräche dem Ziel einer wirtschaftlich
erfolgreichen biographischen Darstellung: Leser/Hörer müssen den
Eindruck gewinnen, dass die geringe Anstrengung, die mit der Rezeption des
jeweiligen Produkts aufgewandt wird, bereits ausreicht, vielschichtige und
oft schwerverständliche musikalische Werke zu begreifen. Die Gefahr
einer solchen Täuschung und die mit ihr einhergehende Selbsttäuschung
müsste im Musikunterricht Beachtung finden. Es bedürfte einer umfassenden
Untersuchung, um herausfinden, ob die Art, in der Musik in den Medien thematisiert
wird, den Ansprüchen der unterrichtlichen Musikvermittlung nicht geradezu
entgegensteht. Solange die Kinder und Jugendlichen ihre Medien jedoch freiwillig
und freudig konsumieren, nützt kein Lamentieren und Protestieren gegen
die vermittelten und versäumten Inhalte. Sinnvoller erscheint es, die
von Schülerinnen und Schülern akzeptierten aber häufig zu
kurz greifenden außerschulischen Auseinandersetzungen mit Musik dergestalt
für den Unterricht zu nutzen, dass sie den Einstieg und die Begleitung
einer umfassenderen
|