Walter Reckziegel
Operette und Schule –
vereinbar oder unvereinbar?
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Grundsätzliche Überlegungen
Musiktheater ist seit jeher eine Gattung, in welcher Musik zwar nicht die
Hauptsache, aber ein wesentlicher und nicht verzichtbarer Teil ist. Und es
hat schon immer die Pädagogen gereizt, so etwas selbst, d.h. im Rahmen
und mit den Mitteln des Schulbetriebes aufzuführen. Das offensichtliche
Unvermögen, es den professionellen Akteuren gleichzutun und erfolgreiche
Stücke nachzuspielen, hat dazu geführt, daß eigene, vereinfachte,
schulgemäße Produktionen geschaffen wurden: die Schuloper bei
Hroswitha von Gandersheim, die Kinderoper bei Johann Adam Hiller, Singspiele
und Kantaten aller Art. Als Sujets dienten Märchen, geistliche Stoffe
und andere geeignete Texte. Die Eignung orientierte sich am zeitgemäßen
Sittenkodex und der Spaß hielt sich in angemessenen Grenzen. Das Bearbeiten
von Opern, wobei Mozart noch am meisten reizen dürfte, und die zwangsläufig
laienhafte Darstellung durch Schüler, hat in der breiteren Öffentlichkeit
wenig Chancen auf Erfolg und wirkt eher parodistisch und komisch. Es bleibt
zumindest problematisch und sollte sich auf Ausschnitte, einzelne vereinfachte
Lied- und Chorpartien oder gesprochene Szenen beschränken.
Vor dem Komponieren von Bühnenmusik für klassische Werke kann
nur gewarnt werden. Dasselbe gilt für Arrangements bestehender großer
Werke. Anstatt sich durch unfreiwillige Komik lächerlich zu machen,
ergreifen manche die Flucht nach vorne und bearbeiten lieber Possen oder
Komödien. Freilich ist es einfacher, Sprechstücke zu spielen und
sich unter Umständen mit kurzen musikalischen Einlagen, Sololiedern
oder Songs zu begnügen. Nestroy ist ein dankbares Opfer solcher Bemühungen.
Dagegen hört man selten oder gar nichts von Schuloperetten. Zeitgemäßer
ist es, ein Musical zu produzieren und sich die Motivation der Schüler
für Rockmusik zunutze zu machen.
Zimmerschied meint, es sei zu spät, das Musiktheater erst im 8. oder
9. Schuljahr – etwa mit dem im Lehrplan genannten
Freischütz – einzuführen. In diesem Alter hätten sich
vielfach schon Vorurteile verfestigt. Für die 16-jährigen sei die
Operette kein Teil der gehobenen Musik. Vielmehr gäbe
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