Die von Senefelder selbst vorgeschlagene Anwendung seines Druckverfahrens
auf die Vervielfältigung von Noten (vgl. Senefelder, 16ff.), löste
schließlich das Problem der sich abnutzenden Stichplatten. Ein sauberer
Abdruck der gestochenen Pewter-Platte auf den Kalkstein war ausreichend,
um die Vorzüge der neuen Technik in vollem Umfang ausreizen zu können.
Dank des Steindrucks wurde es nun möglich, nahezu beliebig viele Exemplare
von einer Vorlage zu Papier zu bringen, denn man »benötigte [...]
von der Stichplatte bloß einen sauberen Abzug, der dann auf den lithographischen
Stein übertragen wurde. Je nach Größe des Steines konnten
von diesem 4 bis 16 Seiten in einem Vorgang gedruckt werden [...]. Das Zeitalter
der universellen Verbreitung musikalischen Gedankengutes war angebrochen.« (Chlapik, 10)
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Alternative mechanische Verfahren
Auf Basis der Lithographie entwickelten sich allmählich weitere von
der Vorlage unabhängige Druckverfahren, zum Beispiel auf der Basis der
Phototechnik. So einfallsreich die Erfinder neuer Drucksysteme jedoch auch
waren, das Stechen von Notenplatten blieb zum Herstellen der Druckvorlagen
eine Grundvoraussetzung. Sie zu ersetzen war zwar das Ziel vieler technisch
begabter Erfinder, doch besaßen sie häufig zu geringe Kenntnisse
über Musik und ihre Notation. Aus diesem Grund verschwanden deren oft
recht skurrile Errungenschaften genauso schnell von der Bildfläche,
wie sie aufgetaucht waren. Zu diesen Wunderwerken der Ingenieurskunst gehörte
beispielsweise die Notenschreibmaschine, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts
in den verschiedensten Ausführungen auf den Markt kam. Einen kleinen
Überblick mit Schriftproben findet der interessierte Leser unter anderem
bei Ted Ross (S. 39–48). All diese Geräte, sei es der
Imperial Pavey Musigraph, Bailey’s Harmony
Writer oder auch der vollautomatische, elektrische
Pro Musica Compositor mit seinen 83 unterschiedlichen Symbolen,
produzierten im Vergleich zum Notenstich äußerst bescheidene Resultate,
denn wie beim Typendruck ist der Symbolvorrat beschränkt. Beliebige
Halslängen für flexible Balkensteigungen konnten, wenn überhaupt,
nur durch das Zusammensetzen kürzerer Linien erzeugt werden. Die Nahtstellen,
an denen die beiden Teilstücke zusammenstoßen waren dabei inakzeptablerweise
sichtbar und das Druckergebnis mithin alles andere als ideal.
Mechanische Geräte erwiesen sich also somit immer wieder als äußerst
starr und unflexibel. Erfinder von wirklich annehmbaren Alternativen zum
klassischen Stich verzichteten deshalb auf Automatisierung und verließen
sich auf die Fähigkeiten der Notensetzer. Solche Alternativen waren etwa
die Stempelauthographie und das
Notaset. Ersteres entspricht im wesentlichem
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