- 349 -Müßgens, Bernhard / Gieseking, Martin / Kautny, Oliver (Hrsg.): Musik im Spektrum von Kultur und Gesellschaft 
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Die von Senefelder selbst vorgeschlagene Anwendung seines Druckverfahrens auf die Vervielfältigung von Noten (vgl. Senefelder, 16ff.), löste schließlich das Problem der sich abnutzenden Stichplatten. Ein sauberer Abdruck der gestochenen Pewter-Platte auf den Kalkstein war ausreichend, um die Vorzüge der neuen Technik in vollem Umfang ausreizen zu können. Dank des Steindrucks wurde es nun möglich, nahezu beliebig viele Exemplare von einer Vorlage zu Papier zu bringen, denn man »benötigte [...] von der Stichplatte bloß einen sauberen Abzug, der dann auf den lithographischen Stein übertragen wurde. Je nach Größe des Steines konnten von diesem 4 bis 16 Seiten in einem Vorgang gedruckt werden [...]. Das Zeitalter der universellen Verbreitung musikalischen Gedankengutes war angebrochen.« (Chlapik, 10)

6 Alternative mechanische Verfahren

Auf Basis der Lithographie entwickelten sich allmählich weitere von der Vorlage unabhängige Druckverfahren, zum Beispiel auf der Basis der Phototechnik. So einfallsreich die Erfinder neuer Drucksysteme jedoch auch waren, das Stechen von Notenplatten blieb zum Herstellen der Druckvorlagen eine Grundvoraussetzung. Sie zu ersetzen war zwar das Ziel vieler technisch begabter Erfinder, doch besaßen sie häufig zu geringe Kenntnisse über Musik und ihre Notation. Aus diesem Grund verschwanden deren oft recht skurrile Errungenschaften genauso schnell von der Bildfläche, wie sie aufgetaucht waren. Zu diesen Wunderwerken der Ingenieurskunst gehörte beispielsweise die Notenschreibmaschine, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts in den verschiedensten Ausführungen auf den Markt kam. Einen kleinen Überblick mit Schriftproben findet der interessierte Leser unter anderem bei Ted Ross (S. 39–48). All diese Geräte, sei es der Imperial Pavey Musigraph, Bailey’s Harmony Writer oder auch der vollautomatische, elektrische Pro Musica Compositor mit seinen 83 unterschiedlichen Symbolen, produzierten im Vergleich zum Notenstich äußerst bescheidene Resultate, denn wie beim Typendruck ist der Symbolvorrat beschränkt. Beliebige Halslängen für flexible Balkensteigungen konnten, wenn überhaupt, nur durch das Zusammensetzen kürzerer Linien erzeugt werden. Die Nahtstellen, an denen die beiden Teilstücke zusammenstoßen waren dabei inakzeptablerweise sichtbar und das Druckergebnis mithin alles andere als ideal.

Mechanische Geräte erwiesen sich also somit immer wieder als äußerst starr und unflexibel. Erfinder von wirklich annehmbaren Alternativen zum klassischen Stich verzichteten deshalb auf Automatisierung und verließen sich auf die Fähigkeiten der Notensetzer. Solche Alternativen waren etwa die Stempelauthographie und das Notaset. Ersteres entspricht im wesentlichem


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