Michaela G. Grochulski
Die Entwicklung des Akkordeons und seiner
Literatur
1
Einleitung
Sucht man nach wissenschaftlicher Literatur über das Akkordeon, so findet
sich im Vergleich zu anderen Instrumenten relativ wenig Material, obgleich
das Instrument in den vergangenen zwanzig Jahren doch verstärkt zu einem
Forschungsgegenstand geworden zu sein scheint, was neben dem angefügten
Literaturverzeichnis auch die Bibliographie Maria Dunkels zeigt (vgl. Dunkel,
82–122).
Angaben in Lexika beziehen sich eher auf Geschichte und Bauweise der Instrumentenfamilie
als auf seine Literaturentwicklung. Selbst im Rahmen der instrumentenkundlichen
Darstellung ist es bei weitem nicht selbstverständlich, daß in
einigen Lexika oder Handbüchern die Möglichkeit eines dritten Manuals
überhaupt genannt wird. [Stellvertretend sei hier das Musiklexikon von
Mechthild von Schoenebeck, Gunter Reiß und Justus Noll genannt. Hier
wird das Einzeltonmanual indirekt mit dem Hinweis erwähnt: »Konzertinstrumente
für anspruchsvollere Musik besitzen ein weiteres Manual (Tastenreihe)
für die linke Hand, auf dem chromatisches Spiel (mit allen Halbtönen)
und freie Akkordbildung möglich sind.« Mißverständlich
wird hier aber neben dem Wort »Tastenreihe«, das eher an die
rechte als an die linke Hand denken läßt, der Begriff »anspruchsvollere
Musik« gebraucht, denn bei Konzertanter Unterhaltungsmusik ist das
dritte Manual nicht von Nöten. Gleichzeitig gibt es aber sehr viel ›einfache‹
– als Gegensatz zur ›anspruchsvolleren‹ – Literatur, die sehr wohl ein Einzeltonmanual
erfordert. Zu ergänzen wäre also ein Hinweis auf solche Einsatzmöglichkeiten,
da andererseits auch typische Klischeevorstellungen erwähnt werden (vgl.
von Schoenebeck; Reiß; Noll, 11f).
Eine relativ ausführliche Erwähnung von (zeitgenössischer)
Literatur und Komponisten für Akkordeon findet sich bei Erich Valentin
(vgl. Valentin, 308–317). Das mag nicht nur auf sein Interesse, sondern auch
auf seine Kontakte zu Trossingen zurückzuführen sein. So referierte
er z.B. als Gastdozent bei den Trossinger Musiktagen 1959 (vgl. Herzog, 345).
Daß das Interesse Valentins am Akkordeon nicht von Beginn an da war,
sondern sich eine
|